Like a bear machine!


Bei den Locas in Love hat man sich schnell mal verzählt. Die Kölner sind nämlich ein Quartett, das eigentlich ein Quintett ist. Zum Interview trifft man die vier Musiker – Björn Sonnenberg, Stefanie Schrank, Jan Niklas Jansen, Maurizio Arca – und ihren Manager/Organisator/Freund Benjamin Walter, der fest zur Band gerechnet wird, spätabends im Hotel in München. Doch – noch mehr Rätsel! – zunächst stehen wir an der Rezeption mit der Band Karpatenhund, die gerade einen Gig im Vorprogramm von Razorlight gespielt hat. Die Locas sind nämlich auch eine Band, die eigentlich zwei Bands ist. Vor einiger Zeit bekam Björn Sonnenberg über seinen Verleger die Anfrage, ein paar Songs für die Kölner Sängerin Ciaire Oelkers zu schreiben, und ehe sie sich’s richtig versahen, waren die Locas In Love auf einem zweiten Gleis unterwegs: In der Inkarnation Karpatenhund mit Frontfrau Oelkers wird jetzt „das Prinzip Popsong behandelt“ (Jansen! und vielleicht sogar mal etwas Geld verdient. Und Locas,“.das ist unsere Band“, sagt Björn Sonnenberg,“.da erzählen wir von unserem Leben, das sind wir selbst.“

Hinter beiden Bands pumpt die“.Bear Machine“, das Kreativteam Sonnenberg/ Jansen fSongwriting und Produktion] und Schrank (Artworkl. Das Herzblut fließt in die Locas, mit denen kompromisslos die eigene Vision verfolgt wird.

Mit wie viel Leidenschaft und Hingabe das geschieht, ist jetzt dem wunderbaren zweiten Locas-Album SAURUS anzuhören. Fast zwei Jahre haben sie daran gearbeitet; chronisch knapp bei Kasse, kam der Band die Option entgegen, das ehemalige EMI-Studio in Köln [in dem die Fehlfarben einst Monarchie und alltag aufnahmen! in Offzeiten (fast) umsonst nutzen zu können – mit langen Zeiträumen zwischen den Sessions.“.Diese Pausen waren einerseits furchtbar“, sagt Sonnenberg, “ weil man ja gerne weitergearbeitet hätte. Andererseits konnten wir so immer neues Material erarbeiten und uns freuen und fokussieren auf die nächste Session. Und da dann alles reingeben.“ Zwischen Konzertreisen [u.a. als Support der letzten deutschen Arab-Strap-Tourneen), der Arbeit mit Karpatenhund und dem Songschreiben lagen wie Inseln diese Wochen im Studio. Wo die Autodidakten mit „Home-Recording-Vergongenheit“ sich bald gut allein zurechtfanden und ohne Produzent und Zeitdruck Ideen anhäuften, sich verzettelten, sich auf nächtelange Soundsuche-Odysseen begaben, Kinderchor, Streicher/Bläser-Arrangements remholten, alles mit großem Ernst und großem Spaß – und mehr als nur einem Schuss Obsession. Mit dem ersten Locas-Album WHAT MATTERS IS THE POEM (2004) waren sie nie gänzlich froh gewesen; nun den Schwur im Hinterkopf, nie wieder etwas Semizufriedenstellendes rauszubringen, ging vor allem mit dem Ober-Kreativkopf [und Wilson/Beach-Boys-Gelehrten] Sonnenberg hie und da der Perfektionismus durch. „Dos war immerwunderbar“, lacht Jansen,“.nach einem langen Aufnahmetag um drei, vier Uhr morgens noch Hause zu kommen und dann noch eine Mail von Björn zu finden, so:. Tolle Aufnahmen heute. Aber ich glaube, wir müssen das noch mal machen. „

Diewürdige Abrundung, die derSAUrus schließlich erfuhr, fügte sich aufs Stimmigste: Für Herbst 2006 wurden die Locas unverhofft auf ein Festival in Massachusetts eingeladen, sagten zu – und kontaktierten dann, wo man nun schon rüberflog, den bewunderten New Yorker Produzenten Peter Katis (Spoon, Interpol, Clem Snide], derseinerseits angetan war und mit Vergnügen den Mix von SAU-RUS besorgte. „Es schien uns angemessen und sinnvoll, dieses Projekt so zu Ende zu bringen und Geld auszugeben, von dem wir wussten, dass es wahrscheinlich nie wieder reinkommt“, sagt Björn Sonnenberg zufrieden,“.völlig größenwahnsinnig und über unsere Verhältnisse.“ Und da steht er nun, der saurus: ein sonisches, lyrisches, emotionales Superviech. Überdimensioniert? Höchst angemessen. >>>www.locasinlove.de