Lil Nas X spricht über Suizidalität, seine Homosexualität und den Kampf gegen seine Depressionen
„In der Zeit als „Old Town Road“ alles auseinandergenommen hat, als ich viral ging, fand ich mich wieder in einem Hotelzimmer darüber nachdenkend, einfach alles zu beenden. Aber ich hab es nicht getan.“
Bevor Lil Nas X schlagartig zu einem Grammy-ausgezeichneten Superstar wurde, führte er ein konventionelles Leben im Beisein seiner Familie. 2019 nahm seine Karriere mit der Veröffentlichung von „Old Town Road“ richtig Fahrt auf und machte ihn zeitweise zu einem der lukrativsten Künstler*innen der Musikbranche. Kaum jemand kam an dem Ohrwurm-verursachenden Viral-Hit vorbei, der über Wochen und Monate aus den Lautsprecherboxen aller Welt dröhnte.
Nicht einmal die negative Kritik aufgrund der noch nie zuvor dagewesenen Nummer-1-Platzierung eines Rappers in den Hot-Country-Charts konnten den exorbitanten Hype von „Old Town Road“ Einhalt gebieten. Viel mehr sorgten die fragwürdigen Vorwürfe der aufgewühlten Western-Fans für einen noch größeren Umsatz am Ende jeder Chart-Woche.
Der steinige Weg zum Erfolg
In einer Reihe von TikTok-Clips spricht die wahre Person hinter der Show-Figur Lil Nas X über die Zeit, in der Ruhm und Geld noch keine zentralen Bestandteile seines Daseins darstellten. Dabei thematisiert er neben üblichem College-Stress auch den Kampf gegen seine Depressionen und die Hypochondrie. Bei Hypochondrie handelt es sich um eine akute psychische Störung, bei der die Patienten unter der ständigen Angst leiden, krank zu sein oder es zu werden. Lil Nas X beschrieb dieses Gefühl folgendermaßen:
„Ich habe angefangen, immer häufiger zum Doktor zu gehen, in der Angst, dass ich bald sterben würde.“
Im Mai 2018 habe er dann damit begonnen, Musik zu machen, was ihm dabei half, bewusster mit seinen Problemen umzugehen. Nachdem er einige Zeit später mit seiner Schwester zusammenzog, sah es zunächst so aus, als würde sich das Blatt endlich zum Besseren wenden. Allerdings sollte dieses Glück nur von kurzer Dauer sein. Seine Schwester schmiss ihn nach wenigen Monaten vor die Tür und sein Bruder machte sich auf den Weg, um einer militärischen Karriere nachzueifern. Ohne vernünftige Perspektive suchte der damals 19-Jährige in seiner aussichtslosen Lage Unterschlupf bei einem weiteren Bruder von ihm. Dort wurde er jedoch fast täglich Zeuge häuslicher Gewalt.
Als der Rapper selbst schon daran dachte aufzugeben, ging sein Song „Old Town Road“ völlig unerwartet durch die Decke und verzauberte die Welt in eine riesige, fiktive Version der 1880-Town. Sein Coming-Out auf Twitter bezeichnet er dabei als absoluten Höhepunkt seines Hypes.
Erfolg macht nicht zwangsläufig glücklich
Doch auch wenn für Lil Nas X langsam ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen war, kam es im Hintergrund immer noch zu Schicksalsschlägen, die ihn weiter zurückwarfen und ihn zeitweise sogar an Suizid denken ließen. Während die ganze Welt auf den freundlich grinsenden Cowboy starrte, führte seine Mutter in der Entzugsklinik einen offenbar ausweglosen Kampf gegen ihre Sucht. Als ob das alles nicht schon genug Belastung für einen jungen, aufstrebenden Künstler darstellt, ging in dieser Zeit auch noch die Liebesbeziehung zu seinem Freund in die Brüche und er musste sich vor Gericht erstmals wegen Plagiatsvorwürfen zu seinem Song „Carry On“ stellen.
„In der Zeit als „Old Town Road“ alles auseinandergenommen hat, als ich viral ging, fand ich mich wieder in einem Hotelzimmer darüber nachdenkend, einfach alles zu beenden. Aber ich hab es nicht getan.“
Heute geht es dem Rapper wohl wieder besser. Vor wenigen Monaten teilte er seinen Fans mit, dass er sich so selbstsicher wie zuvor fühle.
Wer Suizidgedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen dabei, die Gedanken zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist oder sich um nahestehende Personen sorgt, kann sich – auch anonym – an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken unter der Nummer 0800/111 01 11.