Los Lobos


Reggae ist out, Afrika bringt’s nicht mehr, und der Breakdance geht auch am Stock. Also weiter bei unserer Jagd nach neuen Trends und Reizen, rund um den Globus. Seit ein paar Monaten hat jede gute Disco ja wieder Einstellplätze für Pferde, aber diesmal machen wir nicht in Texas Rock, sondern reiten mit ein paar Countrymelodien und etwas Rock ’n‘ Roll in den Satteltaschen noch weiter gen Süden: nach Mexiko.

Was zumindest Titel wie „Anselma“ oder „Ay Te Dejo En San Antonio“ und die spanischen Namen von Los Lobos nahelegen. Trotzdem, nicht ganz richtig, denn Cesar Rosas, Conrad Lozano, Louie Perez und David Hidalgo sind zwar mexikanischer Abstammung, aber leben in Los Angeles und sind bis auf Cesar auch in den USA geboren.

Was die Suche nach der eigenen Identität nicht gerade erleichtert:

„Ob wir Mexikaner oder Amerikaner sind, ist nicht leicht zu beantworten. Wir verstehen unsere Musik als Gegenbewegung zum Verlust einer eigenständigen mexikanischen Kultur.

Aber weil wir eben nicht in Mexiko, sondern in einem kulturellen und ethnischen Schmelztiegel wie Los Angeles zuhause sind, haben wir in unserer Jugend ein wesentlich breiteres Spektrum an musikalischen Einflüssen erfahren als nur mexikanische Volksmusik.“ Sklavisches Festhalten an Traditionen ist bei der schwergewichtigen Band, die sich mit zwei Alben und einer Tournee auch bei uns bestens eingeführt hat, also kein Thema – sie mixen wild durcheinander, was ihnen in den Sinn kommt: Rock ’n‘ Roll, Blues, Swing, Cajun Folklore.

Daß sie damit im Lager der schreibenden Zunft Verwirrung stiften, ist Ihnen klar: „Manche Journalisten sortieren uns als Tex-Mex-Band ein. was nicht ganz richtig ist; und wenn man uns zu den Gruppen des Country-Revivals zählt, Ist das auch falsch, da wir unsere Musik schon viel länger machen; und weil die Country-Einflüsse bei uns eben nur ein Teil des Ganzen sind.“ Ihre musikalische Promiskuität ist ihnen heilig, zumal sie auch mit den Fußangeln solcher Trends durchaus vertraut sind: „Wirwürden dann nur ein ganz begrenztes Publikum erreichen – aber unsere Musik kannst du im Prinzip auch deinen Eltern vorspielen. Ein Publikum zwischen 15 und 60, das ist es, was wir suchen.“