Interview

Louis Hofmann im Interview: „Wir versuchen mit ‚Dark‘, ein ‚Lost‘-Desaster zu vermeiden“


Durch seine Hauptrolle im deutschen Netflix-Hit „Dark“ wurde Louis Hofmann weltbekannt. Vom 29. August 2019 an ist der 22-jährige Schauspieler als Musikstudent in „Prélude“ wieder im Kino zu sehen. Wir haben mit ihm im Interview über Leistungsdruck, seine eigene Band, die Möglichkeit des Zeitreisens und die finale Staffel „Dark“, die gerade gedreht wird, gesprochen.

War das ein Grund die Rolle zuzusagen, dass du dich selbst mit ihr identifizieren konntest?

Das Casting war vor vier Jahren, da war ich 18 und stand noch nicht so unter Druck wie in den vergangenen Jahren. Trotzdem habe ich leichte Parallelen gesehen, die seitdem verstärkt wurden.

Wo macht sich der Druck bei dir konkret bemerkbar?

Dabei, dass ich Erwartungshaltungen Anderer und vor allen Dingen meinen eigenen gerecht werden muss. Ich muss immer wieder einen Schritt zurücktreten und mir sagen, dass es okay ist und dass man auch mal auf die Fresse fliegen darf. Man kann auch mal Leuten nicht gerecht werden: Louis, sage ich dann, sei einfach nicht so hart mit dir selbst.

Du hast hoffentlich genug Menschen in deinem Umfeld, die dir das auch sagen.

Ja klar, aber das meiste ist ja eh im Kopf. Das blockiert dich. Die Leute können noch so oft sagen, dass es schon okay ist. Hilft nichts, wenn es für dich ein so großes Ding ist.

Über deine Figur David in „Prélude“ heißt es: „In seiner Heimat war er mit seiner Begabung immer etwas Besonderes. Als Student am Musikkonservatorium merkt er aber schnell, dass er nur ein Talent unter vielen ist.“ Du bist selbst 2015 von Köln nach Berlin gezogen. Eine Stadt, in der sich Kreative und Digital Natives nur so tummeln. Die haben es hier auch schwerer als in einer kleineren Stadt, weil die Konkurrenz so groß ist.

Mit meiner Branche ist das nicht vergleichbar. Zumindest als Filmschauspieler bin ich unabhängig davon, wo ich lebe. Wenn das Casting in Berlin ist, werden die Kandidaten eben dorthin geladen. Über die Sozialen Netzwerke kriegt man eh von allen alles mit, in ganz Deutschland.

Also bist du nur nach Berlin gezogen, weil du Bock auf die Stadt hattest und nicht des Berufs wegen?

Vieles erleichtert mir die Stadt auch, klar. „Dark“ zum Beispiel wurde über drei Staffeln in Berlin gedreht, insgesamt 18 Monate lang.

…wovon man in der Serie wenig sieht.

…Das stimmt. Zu Castings kann ich mit der U-Bahn oder dem Fahrrad fahren, was deutlich entspannter ist, als vier Stunden aufgeregt im Zug sitzen. Grundsätzlich war die Umzugsentscheidung aber unabhängig von der Branche.

Du wohnst selbst in einer WG aus drei Leuten.  Was ist das Beste daran, was das schlechteste?

Das Beste ist, dass immer jemand zu hause ist, mit dem man quatschen kann. Sich aber trotzdem den Freiraum nehmen kann und nicht mit ihm reden muss. Was Schlechtes fällt mir gar nicht ein.

Laut Presseheft hast du auch deshalb woanders Klavier geübt, weil es in der WG nicht ging.

Ich habe zwischendurch auch die WG gewechselt, was aber NICHT am Klavier lag! In Wahrheit war es nur wegen der Nachbarn nicht möglich, die ganze Zeit laut Klavier zu üben. Ich besorgte mir schließlich ein Klavier mit einer Silent-Funktion, eines, das man mit einem Hebel zum E-Piano mit Kopfhörern umfunktionieren konnte. Damit spielte ich zwei Stunden laut, zwei Stunden leise.

Mit 9 hast du das erste Mal vor der Kamera moderiert, mit 11 geschauspielert. Seitdem hast du trotz deines jungen Alters schon in vielen Filmen und Serien mitgespielt. Stach ein Highlight heraus?

(hadert) Ich habe einige Filme gemacht, die mir echt wichtig waren. „Tom Sawyer“ war mein erster Kinofilm, „Freistatt“ war der erste Schritt zu erwachseneren Rollen. In dieser Reihenfolge würde ich danach „Unter dem Sand“, „Mitte der Welt“ und „Prélude“ nennen. Geschichten, die ich gerne erzählen wollte mit Figuren, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Ich finde es schön, dass ich viele Filme davon habe. Über die ich sagen kann, dass ich glücklich bin, sie gemacht haben zu dürfen.

Einen, den du im Nachhinein lieber nicht gemacht hättest?

Ach, es gibt immer Dinge, auf die man stolzer als auf andere ist.