Luka Bloom: Stil im Exil
„Fast die gesamte Musik, die mich heule inspiriert, stammt aus den letzten 10 Jahren. Der alte irische Einfluß schimmert zwar hier und da durch – aber es ist nicht das, was mich wirklich bewegt. “ Sagt Luka Bloom nachmittags im Interview. Doch erst abends, im Konzert, wird richtig klar, was er damit meint: Da zaubert der agile Ire eine Coverversion von LL Cool J’s Rap-Ballade „I Need Love“ aus dem Zylinder, die reihenweise die Münder entzückt offenstehen läßt…
Ein Mann und eine Gitarre: Bloom, weder vertrockneter Folkie noch musikalischer Wanderprediger, schickt die Klischees in die ewigen Jagdgründe und fühlt sich sehr wohl in der musikalischen Gesellschaft seiner Vorbilder David Sylvian, Lou Reed, Iggy Pop und Neil Young.
Abgesehen von einem kurzen Intermezzo als Tankwart verdient Luka Bloom seinen Lebensunterhalt seit dem Abi 1973 mit Musik. Als er Jahre später in Dublin merkte, daß „das Leben an mir vorüberging“, waren drastische Schritte fällig – er siedelt ohne die Hilfe eines Agenten oder Managements nach Washington über, in „die Mörderhauptstadt“, wie er mit einem dreckigen Lachen betont. Von dort aus erspielt sich der Ire schnell eine solide Ostküstengefolgschaft; US-/Kanada-Toumeen im Vorprogramm der Pogues oder Violent Femmes lassen auch die Plattenfirma aufhorchen. Doch da Bloom sich geschworen hatte, seine Heimat nicht zu verlassen, „um ein schlechtes Album zu machen“, wartet er lange auf die Company, „die auch wollte, daß ich MEIN Album mache.“ An den Reiz rauher Rock-Auditorien gewöhnt, fährt Bloom – firmentechnisch fündig geworden – einen psychologischen Trick auf. um das aktuelle Album RIVERSIDE mit Leben zu erfüllen: „Ich verdunkelte das Studio völlig, isolierte mich von den Technikern und versetzte mich in Gedanken an die Orte zurück, wo ich die Songs geschrieben hatte. So konnte ich sie wieder ganz neu für mich entdecken – quasi wie in einer Gebärmutier.“