Männer ohne Gleichen


Unkraut vergeht nicht! Extrabreit, nach dem Waterloo der „Deutschland im Handstreich-Tour und dem Flop des EUROPA-Albums schon totgeglaubt, erlebten mit der LP DER WOCHE einen zweiten Frühling.

„Wir machten immer wieder die traurige Erfahrung“, so Sänger Kai Havaii stirnrunzelnd, „daß selbst die Herren Journalisten unser dezentes EUROPA-Machwerk nicht kannten. Das gab uns zu denken. Der Frust saß tief! Anscheinend gehört das Plakative, die cleveren PR-Feldzüge, die größenwahnsinnigen Marketing-Ideen genauso zu uns wie die flotten Sprüche und der mit etlichen Bierchen verdünnte Humor. Von dem selbsterklärten Ende unserer musikalischen Pubertät wollte wohl keiner etwas wissen. „

Tatsächlich: Extrabreit ohne freche Großmannssucht, ohne durchinszenierte Angeberei war nicht Extrabreit. Denn seit die Hagener Kapelle vor rund sechs Jahren aus der Kreativ- und Kiff-Wohngemeinschaft B 56 hervorgegangen war, hatte sie keine Gelegenheit ausgelassen, richtig dick aufzutragen.

Es gehörte schon- eine Portion Dreistigkeit dazu, die Debüt-LP UNSERE GRÖSSTEN ERFOLGE zu nennen. Man muß schon über sich selbst lachen können, wenn man sich auf Postern als Supermann verkauft. Und die Idee, den Nachrichtensprecher Werner Veigel als parlierenden Tour-Promoter einzusetzen, muß man auch erst einmal haben.

Dennoch mischte sich in die Bewunderung stets auch Kopfschütteln. Kai: „Die Hauptgefahr entstand durch die nörgeligen Hinterfrager. Das Publikum selbst hat, glaube ich, ganz intuitiv begriffen, daß wir zu allererst ganz herzhaft über uns selbst lachten. „

Während den meisten Kritikern das Lachen im Halse steckenblieb, und Extrabreit zum lauten Pogo-Rock-Ungetüm erklärt wurde, gröhlten die Fans den „Polizisten“-Gassenhauer und die Pennäler-Hymne „Hurra, hurra, die Schule brennt“ aus vollem Halse mit.

Doch auch die schönste Party geht mal vorbei. Das schnelle Ende der NDW, zu der man Extrabreit stets gezählt hatte, markierte zugleich ein absolutes Karriere-Tief.

Danach kam EUROPA, Kleinkriegs Soloprojekt – und auch Kai Havaii schien die Zukunft mehr im Alleingang zu suchen. Doch dann erschien im Herbst des vergangenen Jahres die LP DER WOCHE, produziert von Spliffer Manne Praeker, eingespielt mit neun verschiedenen Schlagzeugern.

Ob der zweite Frühling den nächsten Sommer erlebt, who knows? Kleinkrieg stoisch: „Eigentlich wollten wir uns nach jeder Produktion trennen. Eigentlich fand ich alle unsere LPs nach der Fertigstellung beschissen. Erst viel später entdeckt man, was man da gemacht hat. „

Live wird es die Breiten noch einmal geben. Verstärkt mit Ex-Cure-Trommler Andy Anderson, soll am 1. Juli in der Münchner Alabamahalle das definitiv einzige Konzert der „Restlichen Drei“ stattfinden.