Manche Platten verändern alles. Diesmal mit: Alison Goldfrapp
Der erste Song, der mich als Kind wirklich beeindruckt hat, war …
CARL ORFF – O FORTUNA
Ich war sieben Jahre alt, als mein Vater mir dieses Stück aus der Kantate „Carmina Burana“ vorspielte. Er stellte uns gerne Musik vor und fragte uns, wie wir uns dabei fühlen. „O Fortuna“ war das erste Stück, auf das ich reagiert habe. Es war ein unglaubliches Gefühl, das zu hören. Ich bekam eine Gänsehaut und mir standen die Haare zu Berge. Ich war völlig von diesen Stimmen überwältigt. Mir war vorher nicht klar, dass es möglich ist, so einen kraftvollen Sound aus dem Körper des Menschen heraus zu erzeugen. Ich war beunruhigt und begeistert zugleich.
Die erste Single, die ich mir gekauft habe, war …
THE JACKSON 5 – I’LL BE THERE
Ich habe diese Single auf einem Flohmarkt gekauft. Sie war etwas verformt und zerkratzt, aber ich war trotzdem froh darüber, dass ich mir etwas gekauft und nach Hause genommen hatte. Ich erinnere mich daran, wie ich mich mit meiner Mutter hinsetzte und wie wir uns die Single auf dem Plattenspieler anhörten. Für mich war der Song wunderschön und wunderschön traurig zugleich. Ich fing an zu weinen, als er lief. Mir war das am Ende etwas peinlich, weil meine Mutter das Stück nicht besonders mochte und wegen meiner Tränen lachte.
Der Song, zu dem ich regelmäßig wie wild tanze, ist …
THE KNACK – MY SHARONA
Das ist einer jener Songs, die mit dem ersten Ton auf sich aufmerksam machen. Der Schlagzeuger spielt den Beat so aggressiv, dass man dazu wie auf Knopfdruck ausflippen will. Bei dem ständigen „My, my, my, my, my oh… m-m-m-my Sharona“ muss man einfach mitsingen. Und wenn dann dieses unglaubliche Gitarrensolo kommt, gibt es gar kein Halten mehr. Da lasse ich mich voll gehen. Schade, dass von dieser Band nicht mehr kam. Aber „My Sharona“ ist ein Klassiker, zu dem auch spätere Generationen noch durchdrehen werden.
Ein Soundtrack-Album, das ich immer wieder hören kann, ist …
ENNIO MORRICONE – MONDO MORRICONE
Ich kann mich unmöglich auf einen bestimmten Soundtrack festlegen, weil es so viele gibt, die ich liebe. Dieses Album gehört für mich aber definitiv unter die besten fünf. Es ist eine Compilation mit einzelnen Stücken aus verschiedenen Soundtracks Morricones. Bei einem Musiker, der so viel geschrieben hat, greife ich automatisch zu einer Veröffentlichung, die mir einen guten Überblick gibt. Hier hört man Stücke aus den Jahren 1968 bis 1972. Edda Dell’Orso singt wie ein sorgloses Mädchen beim Lauf über eine Wiese. Die Art und Weise, wie ihre Stimme mit dem magischen Orchester harmoniert, ist einzigartig. Morricone ist einer meiner Lieblingsmusiker.
Ich liebe französische Musik unter anderem wegen …
FRANÇOISE HARDY – LA QUESTION
Man rechnet Françoise Hardy gerne dem Easy Listening zu, was bezogen auf ihr frühes Werk sicher seine Berechtigung hat. Aber man darf diese Frau nicht unterschätzen. Sie ist eine ernst zu nehmende Künstlerin. Man hört das besonders an diesem schönen Album aus den frühen Siebzigern. Die Arrangements sind sehr spartanisch gehalten und basieren auf den Klängen der Akustikgitarre, auf etwas Bass und einem zurückhaltenden Orchester. Das ist genau die richtige Grundlage, auf der sich ihre verträumte und verführerische Stimme ausbreiten kann. Dieses Album verfügt über viel Persönlichkeit. Es vermittelt eine angenehm weltverlorene und romantische Atmosphäre.
Albumkritik ME 8/13
Alison Goldfrapp fiel zuerst als Sängerin für Kollegen wie Orbital und Tricky auf. 1999 tat sie sich mit dem klassisch ausgebildeten Keyboarder Will Gregory zusammen und gründete die Band Goldfrapp. Seitdem changieren die beiden zwischen cineastisch angehauchtem Pop und elektronischer Musik mit starkem Disco-Drall. Anfang September erscheint mit TALES OF US das sechste Album des Duos.