Megaloh und Afrob geben ihren Tourauftakt in Berlin: So war das Konzert im Postbahnhof


Zweieinhalb Stunden Power, Max Herre und eine kleine Überraschung: Megaloh und Afrob liefern die perfekte Mischung aus Klassikern und neuen Hits und erinnern daran, dass deutscher Rap auch unpeinlich sein kann.

Megaloh und besonders Afrob sind zwei deutsche Rapper, die eine große Anerkennung in der deutschen Rap-Szene genießen. Dementsprechend ist der Postbahnhof am Ostbahnhof  am Abend des 1. Oktober auch rappelvoll mit sogenannten HipHop-Headz. Der stetige Grasgeruch in der Luft stellt die Verbindung dar zwischen 90-Baggy-Trägern und Hipstern in Röhrenjeans.

Die Show unterteilt sich in drei verschiedene Abschnitte. Den Anfang macht der gutgealterte Afrob, dessen druckvolle Stimme, in Kombination mit den basslastigen Beats, den Boxen einige Probleme bereiten. Darum geht es bei den Songs von Afrob aber eh nicht. Ob „Reimemonster“ oder Tracks vom seinem neuen Album PUSH, druckvoller geht es kaum und die hymnischen Refrains sind die perfekte Plattform für klassische Call-and-Response-Aktionen, die das Publikum dankbar mitmacht.

Nach einer knappen Stunde beginnt nahtlos der Block von Megaloh, der seinerseits Songs seines letzten Albums ENDLICH UNENDLICH performt, um dann zu einem Medley quer durch die Szene überzugehen. Beats wie „Esperanto“ von Freundeskreis oder „Anfangsstadium“ von Creutzfeldt & Jakob wirken im Club noch hypnotischer als auf Platte. Insgesamt ist die Wahl der Songs auffallend livetauglich. War Megaloh mit seinem letzten Album noch sehr bedächtig, macht er für die „Abriss-Tour“ keine halben Sachen und steht Kompagnon Afrob in Sachen Druck in nichts nach. In einem ruhigen Moment versinkt der Saal zwar im Licht der Feuerzeuge („Endlich unendlich“), die meiste Zeit sind es aber Party-Kracher („Whiskey Cola“) und Rap-Boliden („Traum vom Fliegen“), die der Berliner performt. Ein besonderes Schmankerl für die Berliner Fans ist der Song „Live MCs“, für den Amewu und Chefket als Gastrapper die Bühne betreten und die Stimmung einen verrückten Höhepunkt erreicht. Ganz nebenbei kündigt Megaloh dann auch noch an, dass sein neues Album bald kommen wird, was fast ein bisschen untergeht.

Für den letzten, halbstündigen Block haben sie die beiden Rapper dann noch etwas ganz besonderes überlegt. Nicht nur, dass Max Herre, persönlicher Förderer von Megaloh, sich für den Song „Rap ist“ die Ehre gibt, die Stimmung schießt gegen Ende noch einmal durch die Decke, als der Beat von „Sneak Preview“ von ASD aus den Boxen scheppert. Zwar taucht nicht plötzlich ein Samy Deluxe auf, um seinen Part zu rappen, aber Megaloh weiß dessen Rolle sehr gut auszufüllen.

Nach zweieinhalb Stunden ist das Publikum sichtlich entkräftet, was für die Show der beiden spricht. Beats und Songs aus den letzten fünfzehn Jahren Deutsch-Rap, gelungene Gastauftritte und eine herausragende Bühnenpräsenz sorgen dafür, dass man an Auftaktkonzert der „Abriss-Tour“ nichts auszusetzen hat. Als der letzte Schweiß von den Snapback-Caps perlt und das letzte Gras geraucht ist, bleibt festzuhalten: So atmosphärisch und unpeinlich war ein Hip-Hop-Konzert in Berlin selten. Bei dieser Tour sollte jeder Rap-Fan vorbeischauen.