Meredith Brooks
AN DIESEM ABEND GEHORT DIE Markthalle dem Mittelalter. Auffallend viele Herren mit Halbglatze und – wahlweise – Schnauz- oder Vollbart sind gekommen, um der „Bitch“ des Jahres zu huldigen. Das läßt sich Meredith Brooks gerne gefallen. Dabei läßt sie jedoch nicht den geringsten Zweifel daran aufkommen, daß die Rolle des koketten Sangesweibchens definitiv nicht zu ihrem Repertoire gehört. Statt dessen ist die Lady aus Oregon bemüht, die gestandene, taffe Rockbraut zu geben. Als solche bestreitet sie denn auch ihr Programm und demonstriert nachdrücklich, wer auf der Bühne die Hosen anhat: Ihre musikalischen Mitstreiter verweist Frau Brooks bei Gitarrenduellen selbstbewußt, mit abschätzigem Grinsen, in die Schranken. Die Jungs dürfen zwar mitspielen, aber sie ist die Hauptperson. Basta! Stimmlich ist Meredith, trotz Erkältung, hundertprozentig auf der Höhe und überzeugt mit leidenschaftlichen Balladen wie „What Would Happen“ ebenso wie mit ihrem Hit „Bitch“, den es kurz vor der ersten Zugabe gibt. Bei aller Coolness bleibt dennoch Raum, um Fanhände abzuklatschen, gelegentlich gar zu lächeln oder eine etwas desorientiert wirkende junge Frau aus der ersten Reihe zum gemeinsamen Foto auf die zu Bühne hieven. Dann, zum Schluß, das Highlight der soliden Show: Brooks brillante Version des Led Zeppelin-Klassikers „Rock’n’Roll“ Kein Zweifel: Diese Lady kann rocken.