Me’Shell Ndegeocello
Die Musikkhalle war bis auf den letzten (Sitz-) Platz gefüllt, als Me’Shell Ndegeocello samt siebenköpfiger Band auf die Bühne trat und ihr Programm ohne viel Schnörkel mit ‚I’m Diggin‘ You (Like An Old Soul Record)‘ von ihrem ersten Album ‚Plantation Lullabies‘ begann, gefolgt von ‚The Way‘, dem wohl besten Song des neuen Albums ‚Peace Beyond Passion‘. Die trotz ihrer geringen Körpergröße doch durchaus imposante Jazz-Bassistin und Songpoetin aus New York hatte so mit zwei hämmernden Uptempo-Nummern die Marschrichtung des Abends bereits festgelegt: pulsierender Funk, gemixt mit jazzigen Improvisationspassagen von einer Band, die das perfekte Zusammenspiel beherrscht. Einem gelungenen Konzert stand nicht mehr viel im Wege, zumal sich auch das Publikum langsam aus der mitgebrachten Ehrfurcht löste, und die Stuhlreihen hinter sich ließ, um an vorderster Front im Takt zu tanzen. Und doch schaffte es Me’Shell nicht, die offensichtliche Distanz zwischen Bühne und Saal zu überbrücken. Selbst altbekannte Nummern wie ‚If That’s You Boyfriend (He Wasn’t Last Night)‘ oder ‚Step Into The Projects‘ beschworen zwar verhaltenen Jubel, versanken jedoch schnell in der perfektionistischen Maschinerie, in der die Musiker arbeiteten. Bezeichnend daher, daß ein Hauch von Atmosphäre und Stimmung erst aufkam, als die eher ruhigen Balladen des neuen Albums dargeboten wurden, die den Leuten Raum zum Atemholen und Genießen ließen. Großartige Momente, wie das erneut beeindruckend und komisch wirkende Bild der Künstlerin mit ihrem scheinbar überdimensionierten Instrument in ekstatischer Aktion oder das mitreißende Lip-Sync-Spiel ihres Gitarristen blieben die Ausnahme an diesem Abend der unterkühlten Begeisterung. Der Kontakt zwischen Künstler und Klient blieb aus und wurde durch Me’Shell selbst zu Beginn des Konzerts eher noch gehemmt, als sie einer Background-Sängerin zuraunte: „Look how they all are seated…“