ME/Sounds Redaktions-Tips
Das mußte einfach ’ne prima Platte werden. Syd Straw ist zwar hoch musikalisch, auf der anderen Seite ober nicht schön (und blöd) genug, um etwa bei Victor Worms Weichbirniges abzusondern. Im Gegenteil: Mit SURPRISE, ihrem Debüt als singende Solistin, stellt sie sich in die Tradition der großen Songschreiberinnen aus der Joni Mitchell-Ecke. Aber anders als die Vorkämpferin des femininen Song-Rock kommt Syd Straw mit einer wahren Wundertüte von Songs und Klangfarben daher. Mal gibt sich die Schauspieler-Tochter aus Hollywood melodramatisch (da schlägt wohl die Erbmasse durch), mal rockig frech. Textlich wühlt sie dabei mit beiden Händen in der Beziehungskiste. Was allerdings kein Wunder ist, vergleicht sie doch ihr Dasein mit dem einer Katze: „Allerdings habe ich keine neun, sondern 19 Leben.“ Da kommt natürlich einiges an Liebeserfahrung zusammen. (why)
Herrlich jung sind sie, aber nicht naiv. Drummer Scott Shields muß zwar noch immer bei jedem zweiten Beckenschlag verlegen grinsen, doch Frontman Mark Rankin posiert schon wie ein Großer — schlicht und knallig Cun nennt sich das Quintett aus Glasgow. Angespannt wie der Pistolenhebel vor dem Schuß waren die fünf Schotten denn auch auf den riesigen Bühnen, die sie im Vorprogramm der Simple Minds bespielen durften. Gun bedankte sich bei Gönner Jim Kerr mit ihrem geradlinigen, harmoniereichen Kraft-Rock. Ihr erstes Album TAKING ON THE WORLD strotzt wie ihre Konzerte vor knalligen Riffs und kantigen Soli. Natürlich leiden Newcomer wie Gun unter der üblichen Schubladen-Phobie, aber im Rock-Land zwischen U2, AC/DC bis zum schottischen Alt-Kollegen Alex Harvey fühlen sie sich schon wohl: Kampf geht vor Technik, Kraft vor Kalkül. Bei solch prall geladenen Young Guns muß man sich um die Zukunft des Schotten-Rock der härteren Gangart wirklich keine Sorgen machen. (wt)