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Eine brillante 21-jährige Britin runderneuert mit ihrer Band den britischen Pop aus den Tiefen der Geräuschkiste.

Niemand macht Musik wie Mica Levi. Das konnte jeder sehen, hören und bestaunen, der in den Notting Hill Arts Club im Westen Londons gekommen ist, als die 21-Jährige dort kürzlich mit ihrer Band The Shapes auftrat. Das war die Runderneuerung des Pop aus dem Geiste des Geräuschs. Ausgeheckt von einer Musikstudentin mit langjähriger Viohnenerfahrung und einem Kompositionsauftrag für das London Symphony Orchestra. Einer Bedroom-Produzentin und virtuosen Bedienerin eines alten „Hoover“-Staubsaugers. Der größten Hoffnung des britischen Pop seit M.I.A. Mica Levi betreibt aber keinen Geniekult um sich und ihre Band. Musik langweile sie nur so schnell, meint sie am Morgen nach dem Konzert. „Ich glaube, mein Studium hat mir das Selbstvertrauen gegeben, in meinen Tracks tun und lassen zu können, was ich will. Ich muss keinem gefallen.“ Ihr „Filthy Friends“-Mixtape, das sie letztes Jahr ins Netz stellte, hat schon sehr gefallen: Der wahnwitzige HipHop-Grime-Folk-Mix mit Beiträgen aus dem erweiterten Freundeskreis war exakt das Ding für eine kurze Auf merksamkeitsspan ne – )ede Minute ein neuer musikalischer Geistesblitz oder eine herrliche Drecksau von Beat. All das und dazu einen Haufen bezirzender Melodien obendrauf hat Mica Levi nun auf ihrem Debüt JE-WKL1.KRY versammelt. Achtung: Dieses Album kann Hörgewohnheiten verändern! Hinter dieser Musik steckt vor allem ein hochwacher Geist.

„Warum nicht Instrumente bauen, -wenn wir auch am Computer Sounds bauen?“, fragt Mica. Es folgt der Verweis auf den Musikvisionär und Instrumentenerfinder Harry Partch, jenen Amerikaner, der für seine Klangexperimente außerhalb der 12-Ton-Ska!a von seinen Anhängern als Avantgarde-Gott verehrt wird. Partch ist der einzige Künstler, den Mica auf ihrer MySpace-Seite als „Einfluss“ gelten lässt. Mag etwas arty klingen, aber Mica Levi arbeitet im Stile Harry Partchs an der Entwicklung von individuellen Soundsphären – die Endung „Chu“ im Bandnamen ist einem Instrument gewidmet, das sie erfunden und gebaut hat.

Albumkritik Seite 78

www.myspace.com/mieavomusic