Michael Chapman ist ein Folksänger. So lapidar wie das klingt - so wichtig ist es. Folk - das ist die Musik der ständigen Verlierer, der Tramps, der Getretenen. Manchmal allerlings taucht ganz unerwartet einer von ihnen aus der Anonymität auf - und hat Erfolg.
Meist ist es sicher, dass ein langer, dorniger Weg hinter ihm liegt. Diesen Weg gingen Bob Dylan, Paul Simon, Michael Chapman. Kaum jemand weiss zum Beispiel, dass der angebliche Newcomer bereits vier Alben vor der Erfolgs-LP ‚Millstone Grit‘ gemacht hat. Obwohl mit guten Musikern produziert (z.B. Mick Ronson), sowie Chapman’s alten Freunden Ritchie Dharma (Drums) und Rick Kemp (Boss), wurden sie nicht bekannt. Daran konnte auch ihr prominenter Produzent Gus Dugeon nichts ändern.
die taschen waren meistens leer
Als Michael sich endlich selbständig machte (Millstone Grit ist seine eigene Produktion) hatte er lange Jahre der Entbehrung hinter sich. Nie hat er sich um den kommerziellen Erfolg seiner Alben grosse Gedanken gemacht; ebenso wenig dachte er je daran, aus seiner Musik einen einträglichen Job zu machen. Nachdem er sich in seiner Jugend in zahlreichen Jazz-Clubs herumgetrieben hatte, machte er sich mit seinen Mitmusikern auf verschiedene Tours durch England und später USA. Die Taschen waren meistens leer, und wenn mal Geld da war, wurde es baldigst in Schnaps umge setzt: „Diese Zeit ist jetzt vorüber,“ sagt Michael Chapman. Und richtig: seit er die Flasche weggestellt hat, und stattdessen immer häufiger im Gefolge bekannter Musiker (z.B. John Mayall) auf dem Kontinent Gastspiele gibt, gibt der Erfolg ihm Recht. Seine wirklich neue Art, die akustische Gitarre einzusetzen – er verwendet eine zusätzliche Bass-Saite, um den vollen Naturklang seiner ‚acoustic‘ zu erweitern, Wah-Wahund Halleffekte, gepaart mit zum Teil ironisch-aggressiven, teils romantischen Texten, seine ganze lässige Art haben dem Sänger hierzulande viele Freunde gemacht.
Für die Zukunft plant er eine neue Gruppe. Die letzte Formation mit der er die LP’s ‚Rainmaker‘, ‚Fully Qualified Survivor‘, ‚Window‘ und ‚Wrecked Again‘ eingespielt hatte, hat sich nämlich inzwischen in Wohlgefallen aufgelöst. Die neue Band wird neben Keef Hartley (Drums) und Ex-Lindisfarne Rod Clemmets (Bass) noch andere Musiker umfassen. „Es wird etwas Neues werden,“ sagt Michael Chapman, von Zeit zu Zeit muss man sich andere Musiker suchen, eine Band zusammenstellen und voneinander lernen“.
