Mike Skinner


Zur Rap-Musik brachte mich …

BEASTIE BOYS – LICENSE TO ILL

Meine erste Begegnung mit Popmusik fand statt, als mein Vater mir ein Keyboard zum Geburtstag schenkte. Das erste Album aber, das ich mir richtig anhörte, war LICENSE TO ILL von den Beastie Boys – die hatte mein Bruder im Plattenschrank stehen. Ich weiß nicht mehr genau, wann das war, aber seitdem hat mich diese Platte nicht mehr verlassen. Ich wusste damals nicht, was Rapmusik war. Es kümmerte mich auch nicht weiter. Die anderen sagten, das wäre cooles Zeug. Später, bei Run DMC, verstand ich immer noch nicht, was der DJ eigentlich für eine Aufgabe hat. Aber zu dieser Zeit nahm ich die Anfänge der Songs auf Kassette auf und tat das immer wieder. Am Ende hatte ich so eine Art Loop, über den ich rappte. Von dort aus entdeckte ich A Tribe Called Quest und De La Soul. Und als ich noch älter wurde, Snoop Doggy Dogg.

Ein House-Album, das meine spätere Musik als The Streets nachhaltig beeinflusste …

DAFT PUNK – HOMEWORK

Der größte Einfluss meines Lebens ist vermutlich Daft Punk. Sie haben sich nie von irgendwelchen Trends leiten lassen. Sie haben einfach ihr Ding weiter gemacht und sind gerade deshalb für mich ein Vorbild in Sachen Integrität. Ich mag all ihre Alben. Auch wenn The Streets auf keiner Platte wie Daft Punk klingen: Meine Idee, The Streets so simpel wie möglich zu halten, kommt zu einem ganz großen Teil von ihnen.

Das erste Mal high, betrunken oder die ganze Nacht auf Party war ich zu …

ROGER SANCHEZ – FIRST CONTACT

Die meisten Kids gehen in England zunächst in Pubs. Das machte ich nie. Dort darfst du erstens erst ab 18 Jahren trinken, zweitens ist es für einen Teenager ziemlich einschüchternd. Du landest schnell in Prügeleien oder wirst rausgeworfen. Ich ging lieber in House-Clubs. Das fing schon mit 15 Jahren an. Dort hörte ich dann den Sound von Leuten wie DJ Sneek, Daft Punk und vor allem Roger Sanchez. Als ich älter wurde, kamen natürlich andere Ausgeh-Optionen dazu. Zum Beispiel die Drum-and-Bass-Läden, aber das war damals nicht wirklich mein Ding. Da war es ziemlich gefährlich -man lief Gefahr, ausgeraubt werden. Heute ist das anders, in Drumand-Bass-Clubs triffst du alle möglichen Leute.

Vom britischen Indie-Rock der frühen Nullerjahre mag ich …

ARCTIC MONKEYS – WHATEVER PEOPLE SAY I AM, THAT’S WHAT I’M NOT

Die Arctic Monkeys waren wahrscheinlich die besten unter all den Bands, die Anfang des Jahrtausends groß wurden. Und es kann sein, dass ihre Art, Texte zu schreiben, manchmal der meinen ähnelt. Aber ich bin nicht sicher, ob und wie sehr sie oder andere Bands der Nullerjahre von meinen Platten beeinflusst wurden. Es gab schon immer Gruppen, die so eine Art Musik machten. Weil meine Alben aber recht erfolgreich waren, öffneten sie vielleicht Türen im kommerziellen Sinn. Einen Plattenvertrag und Airplay zu bekommen, zum Beispiel.

Der wichtigste Song meines Lebens …

JOHNNY CASH – A BOY NAMED SUE

Mein Lieblingssong aller Zeiten ist „A Boy Named Sue“ von Johnny Cash. Das ist der beste Story-Song, den ich je gehört habe. Genau das ist das Genre, das ich mit The Streets immer bedienen wollte: Ich wollte Stücke schreiben, die eine Geschichte erzählen. Auch sonst war Country sehr wichtig für mich, in meiner Plattensammlung finden sich Jimmy Webb, Glen Campbell und Loretta Lynn. Da gab es gleichzeitig aber die andere Seite, etwa DJ Premier, RZA, Alchemist. Die Produktion oder die Drums, all das holte ich mir dort. Wer weiß, vielleicht bringe ich mit The D.O.T. eines Tages ein Country-Album heraus. Es müsste eben eines sein, bei dem es mir gelingt, gleichzeitig meine Groove-Leidenschaft zu befriedigen.

Michael Geoffrey Skinner kommt 1978 in Birmingham zur Welt. Mit dem The-Streets-Debütalbum ORIGINAL PIRATE MATERIAL feiert er 2002 seinen Durchbruch und schiebt UK-Garage in den Mainstream. Nach fünf Alben, von denen zwei die Nummer-eins-Position der britischen Charts erreichen, löst Skinner The Streets 2011 auf. Nun erscheint mit DIARY das zweite Album seiner neuen Band The D.O.T.