24/7 Selfie–Time: Miley Cyrus, der zeitgemäßeste Popstar des Jahres


Als Kinderstar war sie von zu vielen Erwachsenen umgeben. Heute, mit 22, hat Miley Cyrus kein Interesse daran, selbst erwachsen zu werden. Sie nutzt ihre Prominenz, um spielerisch für Infantilität und Feminismus zu werben. 2015 hat die Welt dann endlich verstanden: All das macht sie zum zeitgemäßesten Popstar, den es aktuell gibt.

Es war bei den „Video Music Awards“ 2013, als Robin Thicke zu Cyrus auf die Bühne kam und ihr mit hautfarbenem Latex bedeckter Hintern bald an Thickes Gemächt zuckte. Das gesamte Internet war shocked. Es war ein Auftritt, der sie endgültig von jeglichem braven Image befreien sollte und ihre Zunge, die sie dabei so energisch herausstreckte, dass man einen Krampf befürchtete, als gleichberechtigten Celebrity neben ihr installierte. Durch Miley Cyrus ist das Wort „Twerken“ in den deutschen Sprachgebrauch und die eigentliche Tätigkeit aus afroamerikanischen HipHop-Videos in die Großraumdisko gelangt. Doch dieser Auftritt war eher deswegen interessant, weil Robin Thicke, der mit „Blurred Lines“ ein unglaublich sexistisches, übergriffiges Video veröffentlicht hat, als der Idiot auf der Bühne stand, der er ist. Egal und von Cyrus benutzt. Es war ein starker Moment für die weibliche Selbstbestimmung. So kann man ihn zumindest deuten. Denn die Irritation, die Cyrus mit ihrer manchmal zwanghaft wirkenden Übersexualisierung auslöst, basiert auf der uralten Vorstellung davon, ein Mädchen müsse zurückhaltend sein. Sich verhüllen, zu ihrem eigenen Schutz.

Miley ist da längst weiter. So wie andere junge Leute auch. Moderner. Die Bilder von ihrem Körper sind kaum noch erotisch, ästhetisch zwar, aber nicht sexualisiert, im Sinne von: sie bieten keine sexuelle Handlung dar oder gar an. Es sind In-your-face-Pop-Posen, die sie auf- und damit vorführt. Sexualität ist bei ihr nicht (mehr) durch eine höhere Instanz verboten, sondern die Spielwiese, die sie sein sollte. Miley will spielen. Dabei imitiert der einstige Kinderstar nicht mehr die braven Erwachsenen, sondern ist infantil geworden. Sie bespuckt die eigene plüschene Unschuld, dekoriert sie mit glitzerndem Eigenschleim und tanzt trotzdem im Hasenkostüm, leckend am Anus eines großen Teddys. Man möchte einen Psychologen darauf ansetzen. „Als Kind hing ich einfach mit zu vielen Erwachsenen herum“, sagte sie dem US-„Rolling Stone“. „Deshalb möchte ich jetzt mit Erwachsenen gar nichts mehr zu tun haben.“

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