Mötley Kids
SUM 41: Gut in Form ist er wirklich nicht. SUM 41-Sänger Deryck Whibley sitzt schlaff im Londoner Hauptquartier seiner Plattenfirma. Die triefende Nase zeugt von einer Erkältung, die engen Augen von einer langen Nacht und der giftgrüne Vitamin-Shake vom festen Willen, schnell über das Delirium hinwegzukommen. Doch das fällt dem 21-jährigen Kanadier schwer: „Rock’n’Roll ist ein Lifestyle. Da gehören wilde Parties einfach dazu“, grinst er matt. „Allerdings hat man nie genug Zeit zum Ausschlafen, weil man entweder zum Flughafen oder zu Interview-Terminen muss. Das geht an die Substanz. Ich werde künftig besser mit meinen Kräften haushalten müssen, sonst überlebe ich 2003 nicht.“
Die vier Grünschnabel aus Ontario haben zuletzt ein Pensum abgerissen, von dem jede Plattenfirma träumt: eine EP, zwei Alben und 300 Gigs pro Jahr. „Das geht in die Knochen“, jammert Deryck. Und doch hat es sich gelohnt: Das 2001er „All Killer, No Filler“ verkaufte sich 3,5 Millionen Mal und bescherte SUM 41 Dutzende von Platinauszeichnungen sowie die Aufmerksamkeit ihrer Idole: Slayer, Judas Priest, Mötley Crue und Iron Maiden ließen sich nur zu gerne mit den jungen Wilden ablichten. Auch wenn sie – wie Slayers Kerry King – mit dem fröhlichen Power-Punk des Quartetts nur wenig anfangen können. „Kerry meinte, er fände uns nett, aber wir sollten endlich aufhören, diese Pussy-Musik zu machen. Als wir fragten, was er so höre, meint er: ‚Fucking Pantera, sonst nichts.‘ Die haben wir uns dann genauer angehört.“ Mit dem Ergebnis, dassdas neue SUM 41-Epos „Does This Look Infected?“ merklich rauher klingt und ohne Ohrwürmer wie „In Too Deep“ oder „Motivation“ auskommt. „Wir konnten diesen poppigen Kram nicht mehr ertragen“, so Deryck lapidar. Womit sie riskieren, nie ihr erklärtes Ziel zu erreichen: Irgendwann genauso viele Frauen zu vernaschen wie Mötley Crüe in ihrer Blütezeit. „Sobald wir zehn Millionen CDs verkaufen, werden wir uns vor Groupies nicht mehr retten können“, so Deryck. www.sum41.com