Monatlicher Rechenschafts-Bericht
Heiß, heißer-Afrika! Deshalb: Sieg für Manu Dibango! Dem von Bill Laswell (Material) produzierten Afro-Eiectro-Jazz-Funk-Konglomerat konnte sogar unser extrem gnadenloser Gastkritiker eine 5 abgewinnen. Den Vize-Meistertitel im Monat August sicherten sich Latin Quarter, eine neue englische Formation, deren zeitgenössischer Rock mit politischem Textanspruch Spaßvogel August „Kid Creole“ Darnell samt Kokosnüssen auf Platz Drei verwies. (Latin Quarter erscheint übrigens erst Mitte August).
Die Düsseldorfer Paul Morley-Günstlinge von Propaganda verpaßten durch die niederschmetternde Wertung des Herrn Weller die Bronzemedaille, knapp gefolgt von Gitarren-Zampano Jeff Beck, dessen fast-schon-Heavy Metal-Angriff allgemein überraschte.
Gleichauf ein bislang nur Jazz-Fans geläufiger Name aus Britannien: Annie Whitehead glänzte mit gescheit arrangiertem Jazz-Reggae-Gemisch. Die Mini-LP der Anna Domino, getragen von schwelgender Melancholie, ließ dann das von Nile Rodgers produzierte, knochentrockene Disco-Futter der Geschwister Sledge um hauchdünne zwei hundertstel Punkte hinter sich; das Mittelfeld teilen sich die von Thomas Dolby fabrizierte Langrille der Prefab Sprout (sympathisch cleverer Gitarren-Pop mit effektiver Elektronik) und das zweite Album des Ex-Teardrop Mannes Troy Täte (Pessimisten-Pop).
Michael Jackson stand hörbar Pate, als die World Sitizenz ihr Funk/Rock-Gebräu mixten und Gevatter Fun-Punk ist durch die Verdienste der Toy Dolls auch nicht totzukriegen. Das honorige Soul-Ehepaar Womack & Womack konnte dann unser Kritiker-Konsortium nicht so ganz überzeugen; ebenso der unkomplizierte Dampfhammer-Rock der Hooters.
Russ Ballards Allerwelts-Rock und Springsteen-Sideman Nils Lofgrens Kompakt-Rock ´n´ Roll amerikanischer Prägung hatten den gleichen schweren Stand wie der pulsierende L.A.-Funk der neuen Solar-Heroes The Deele.
Und zuguterletzt mußten Positive Noise die schwere Last der Schlußlaterne tragen…
Keiner schießt schneller als Weller. Vielleicht war das auch der Grund, warum sein MÜV-Urteil am Ende anders ausfiel als erwartet. Wir hatten den Ex-Jam, Sozialismus-Verehrer und jetzigen Kopf des Style Councils als Gastkritiker für den MÜV engagiert. Insgesamt 14 Cassetten unterschiedlichster musikalischer Coleur landeten schließlich auf seinem Tisch.
Der Gastkritiker erwies sich als Feinschmecker, urteilte launisch und war nicht gerade zimperlich, als es darum ging, selbst solche Größen wie Super-Gitarrero Jeff Beck oder Sister Sledge mit einem vernichtenden „Nicht anzuhören“ über einen Kamm zu scheren. Wahrlich ein harter Brocken dieser Mann. Am Ende waren es nur vier Produktionen, mit denen er sich zumindest teilweise anfreunden konnte:
Manu Dibango: „Er ist immer gut; ein angenehm fetter Sound.“ (5) Woman & Womack: „Sie liefern gute Melodien, auch wenn dieses Album nicht unbedingt weltbewegend ist.“ (2) Annie Whitehead: „Sie verdient Respekt; sie ist eine der großartigsten Musikerinnen auf unserer Insel, obwohl ich mir in Bezug auf ihr Material nicht ganz sicher bin.“ (4) Latin Quarter: „Von den Texten her durchaus interessant, musikalisch dagegen langweilig. “ (3) Und der Rest? -Antwort:
„Einfach fürchterlich! Sie haben absolut keine Existenzberechtigung.“
Nicht ganz so elitär, dafür mit einem kräftigen Schuß typisch britischen Humors bewältigte er die nächste Aufgabe -Antworten auf folgende Stichworte zu geben…
Working class hero
„Ein Märchen, das sich die Reichen haben einfallen lassen.“
Coiffeur
„Aber bitte mit Milch und einem Klumpen.“
Papst Paul II.
„Eine Titte.“
Sex unter 16
„Die neueste Disziplin bei den Olympischen Spielen? Eine schöne Idee.“
„19“ (von Paul Hardcastle)
„Bullshit, was ist mit den anderen Opfern?“
Star Wars
„Es mußte ja einmal zu einer Verwechslung von Realität und Fantasie kommen.“
Deutschland
„Schöne Konzerte, doch laßt den Kopf nicht hängen! Es war nicht euer Fehler.“
Born In The USA
„Nein, danke.“
Charts
„Langweilig, wie die Geschmäcker der meisten Leute.“
Unterwasche
„Übelriechend und manchmal auch anstößig.“
Fußball
„Finde ich zum Kotzen anregend, ich hasse es.“
Gastkritiker: Paul Weller