Mr. Henry oder die Magnetic Fields bringen frisches Aroma
In den 70er Jahren war die New Yorker Szene mit Clubs wie ‚Max’s Kansas City‘ oder dem ‚CBGB‘ der ideale Nährboden für frische Talente. Ihm entsprangen Bands wie die Patti Smith Group, die Ramones, die Talking Heads oder Blondie. Dagegen wirken die Spin Doctors oder Blues Traveler, New Yorker Bands, die in den letzten Jahren von sich reden machten, vergleichsweise bieder. Alles sehr gemütlich also im Big Apple anno 1996? Im Gegenteil! Nie war die New Yorker Szene vitaler, nie die musikalische Vielfalt größer als in diesen Tagen. „Von den Bands, die im ‚CBGB’s auftraten, erhielten in den letzten vier, fünf Jahren mehr Acts einen Plattenvertrag als in all den Jahren zuvor“, berichtet Hilly Kristal, einer der Mitbesitzer des düsteren Clubs in der düsteren Bowery: „Die Leute bei den Labels wissen auch nicht genau, wo’s langgeht. Das einzige, was sie wissen ist, daß die Menschen ständig neue Musik hören wollen. Das gibt den Musikern der Stadt immense Möglichkeiten — endlich können sie ihr ganz eigenes Ding durchziehen.“ Bloß, wie wird man bei der Vielzahl der aufstrebenden jungen Talente auf die wirklich hörenswerten Newcomer aufmerksam? Teresa Chambers, die in der New Yorker Agentur Delsener Slater Enterprises für angesagte Clubs wie Town Hall, Mercury Lounge oder Webster Hall die Bands bucht, empfiehlt mit ungebremstem Enthusiasmus vor allem zwei Acts: zum einen Mr. Henry, zum anderen die Magnetic Fields. Mr. Henry ziehen mit ihrem eingängigen Musikmix zwischen R.E.M. und Gin Blossoms derzeit die meisten Nachteulen in die Clubs. Eine besondere Auszeichnung wurde der Band um Sänger Dave Slomin Anfang des Jahres durch das Grammy-Nominierungskomitee zuteil. Mr. Henry, so befand das hohe Gremium, zähle zu den fünf besten New Yorker Bands, die noch keinen Plattenvertrag in der Tasche haben. Teresa Chambers sieht das ähnlich. Begeistert ist sie aber auch von den Magnetic Fields, deren schräge, aber warme Arrangements sie „absolut kultig“ nennt. Uneingeschränkt empfehlenswert auch Skeleton Key mit ihrer einzigartigen Mischung aus Wave-Rhythmen und Punk-Krachern. Anders aber ebenso interessant: die Hollowbodies: drei Alternative im Spannungsfeld zwischen Rock und Pop.