„Mulan“: Neue Boykott-Aufrufe gegen den Disney-Film
Aktivist*innen kritisieren die Zusammenarbeit mit Sicherheitsbehörden in der westchinesischen Region Xinjiang und werfen den Filmemacher*innen Unterstützung von Menschenrechtsverletzungen vor.
Bereits im vergangenen Jahr wurden kritische Stimmen gegen den Disney-Film „Mulan“ laut. Jetzt ist eine neue Protest-Welle gegen die Realverfilmung des Klassikers angerollt.
Menschenrechtsaktivist*innen erheben schwere Vorwürfe
Seit dem 4. September 2020 ist der Abenteuerfilm „Mulan“ auf Disney+ für einen VIP-Betrag von 21,99 Euro zu sehen. Die Veröffentlichung wird jedoch von schweren Vorwürfen überschattet. Diese beziehen sich vor allem auf das Verhältnis der Filmschaffenden zu den Sicherheitsbehörden beim Dreh in China. Kurz nach der Veröffentlichung kann man nun auf Twitter unter dem Hashtag #BoycottMulan mehr zu den Anschuldigungen lesen. So ist der Grund für die Empörung im Abspann des Films zu finden. Darin bedanken sich die Filmemacher*innen nämlich bei den Sicherheitsbehörden der westchinesischen Region Xinjiang, wo Teile der Disney-Neuverfilmung gedreht wurden. Dabei handelt es sich um heikles Terrain: Nach Angaben von Menschenrechtler*innen hat die chinesische Regierung in jener Region Lager, in denen muslimische Uiguren weggesperrt werden.
Menschenrechtsaktivist*innen und die Vereinten Nationen haben dem „New York Magazine„ zufolge die chinesische Regierung wegen ihrer Behandlung der Uiguren angeprangert. Seit 2017 sollen etwa eine Million Uiguren und Kasachen zur sogenannten „Umerziehung“ in Internierungslager festgehalten und Repressalien ausgesetzt sein. Nach Berichten des „Spiegels“ habe es sich die Regierung als Ziel gesetzt, die „vom Virus des radikalen Islam infizierten“ Muslime auf diese Weise zu deradikalisieren. Die chinesische Sprache sowie technische Fähigkeiten sollen ihnen im Folgenden antrainiert werden.
„Es wird immer schlimmer!“
Der China-Forscher und Xinjiang-Experte Adrian Zenz teilt in diesem Zusammenhang seit einigen Tagen diverse Informationen zu den Hintergründen des Skandals auf seinem Twitter-Account. So postet er unter anderem Screenshots von Filmszenen, die eindeutig in den betroffenen Regionen aufgenommen seien. Den Dreh eines Blockbusters in der Nähe von Masseninternierungen bezeichnet Zenz als „kapitalistische Ausbeutung von ihrer besten Seite“.
https://twitter.com/adrianzenz/status/1303190438690643968?s=20
„Es wird immer schlimmer!“, kommentierte auch der bekannte Hongkonger Demokratie-Aktivist Joshua Wong unter dem Hashtag #BoykottMulan. Er wirft Disney vor, sich durch seine Entscheidungen vor Ort zu drehen und die dortigen Sicherheitsbehörden zu nutzen an der Masseneinkerkerung muslimischer Uiguren zu beteiligen.
Von Disney gibt es bislang noch kein Statement zu den Protesten. Ebenso fehlen Angaben dazu, was genau die Kooperation mit der Regierung beziehungsweise den Sicherheitsbehörden beinhaltete und ob, wann und wie lange in Xinjiang gedreht wurde.
Auch die Hauptdarstellerin steht in der Kritik
Die Proteste nahmen ihren Anfang jedoch bereits mit einem Vorfall, der sich im vergangenen Jahr ereignet hat. Im Sommer 2019 protestierten zahlreiche Menschen in Hongkong gegen die Auslieferung von Bürger*innen an das chinesische Festland. In diesem Zusammenhang teilte „Mulan“-Hauptdarstellerin Liu Yifei öffentlich ihre Unterstützung für die Polizeikräfte in Hongkong mit. „Ich unterstütze Hongkongs Polizei, ihr könnt mich jetzt fertig machen“, postete die Schauspielerin nach Angaben von „The Hollywood Reporter“ auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo.
Anschließend ruderte die Mimin zwar zurück und gestand: „Es handelt sich offensichtlich um eine sehr komplizierte Situation, und ich bin keine Expertin.“ Im Internet hatten sich zu diesem Zeitpunkt aber schon zahlreiche Gegenbewegungen formiert.