Disarstar: NDR-Beitrag zum Rapper erntet Shitstorm


Der Sender bezeichnet ihn als „der Rapper, der sich Gedanken zu sozialen Themen macht“.

Am 20. Oktober veröffentlichte der NDR einen TV-Beitrag über den Rapper Disarstar und erntet dafür mächtig Kritik. Die radikalen Einstellungen des Hamburger Musikers sind sehr umstritten – der Sender zeigt sich in seinem Beitrag allerdings überraschend unkritisch.

„Springer enteignen, FDPler vertreiben, Faschos ins Lager für bessere Zeiten“, lauten die Lyrics, mit denen der Kurzbeitrag im „Hamburger Journal“ startet. Der Songtext wird von den 6.000 Fans des Rappers mitgegrölt, die zu seinem Konzert in die Hamburger Sporthalle am 20. Oktober kamen. „Disarstar – das ist der Rapper, der sich Gedanken zu sozialen Themen macht. Er will, dass es allen in der Gesellschaft gut geht“, heißt es aus dem Off. Es folgt eine Kurzfassung seines Lebens: Mittelstandskind, das selbst harte Zeiten durchgemacht hat. Seine Bewährungsstrafe wäre dabei ein „Erweckungserlebnis für sein soziales Herz“ gewesen. Disarstar, der mit bürgerlichem Namen Gerrit Falius heißt, sitzt vor der Kamera und stellt klar: „Es ist Zeit für Radikalismus!“

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Vor allem mit seinem 2011er Song „Free World“ fiel der Hamburger Rapper in der Vergangenheit auf. Mit Zeilen wie „Tod den Zionisten, Freiheit über Geld, wann wachst du endlich auf, westliche Welt?“, „Rache für Gaza“ und „bald ist Schluss, es trifft euch wie ein Flugzeug, das in Wolkenkratzer fliegt“ schockt er und verherrlicht Terrorangriffe, wie den Anschlag vom 11. September 2001. Auch wenn dieser Song keine explizite Erwähnung in dem NDR-Beitrag findet, ist es – angesichts der jüngsten Ereignissen in Israel – fragwürdig den Rapper so unkritisch zu loben.

Statt diese Einstellung zu erwähnen, setzt der Sender den Fokus auf sein „soziales Engagement“, das nicht nur musikalisch sei. „Vor einem Jahr setzte er sich gegen Anti-Obdachlosen-Architektur ein“, erklärt der Moderator. Disarstar habe dabei Metallbügel auf öffentlichen Plätzen entfernt, damit sich Obdachlose dort wieder hinlegen könnten.

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Während die Fans des Rappers, die „sozialpolitische Themen“ feiern, reagiert die Social-Media-Community um einiges kritischer. So schreibt eine X-Nutzerin (ehemals Twitter): „’Tod den Zionisten‘. Zwei Wochen nach dem Terrormassaker in Israel. Kein kritisches Wort dazu im Beitrag. Der NDR muss sich jetzt mal dazu erklären.“ Ein weiterer meint: „Bei der Konnotation von ‚Zionisten‘ mit ‚Geld‘ ist der Antisemitismus mit dem Stereotyp der angeblichen Finanzmacht von Juden nicht mal mehr irgendwie kaschiert. Und der NDR verbreitet das wohlwollend.“

Eine Sprecherin des Senders rechtfertigt nun den Beitrag: „Der NDR hat wie viele andere Medien auch über das Konzert des Rappers Disarstar sowie zuvor über sein neues Album ROLEX FÜR ALLE berichtet. Das NDR ‚Hamburg-Journal‘ hat sowohl in der Anmoderation als auch im Filmtext thematisiert, dass der Künstler vorbestraft ist und seine Texte als umstritten eingeordnet.“ Es würde in dem Beitrag viel mehr darum gehen, „die Faszination auszuloten, die gerade für junge Leute von diesem Hamburger Rapper ausgeht“. Das Fazit des NDRs lautet demnach: „Die Texte des aktuellen Albums sind provokant, aber von der Kunstfreiheit gedeckt.“

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Dennoch resümiert der Moderator der Kurzdokumenation positiv gestimmt: „Disarstar – kein Dicke-Hose-Rap, sondern Musik mit unbequemen Fragen. Hamburger HipHop als Systemkritik.“ Den ganzen Beitrag gibt es hier zu sehen.