Neil Hannon
Neil Hannon, charismatischer Mastermind von The Divine Comedy outet sich als lupenreiner Egozentriker. Ein Ire eben.
In der heutigen Welt lassen sich viele Menschen einfach die Meinung anderer aufdrücken, weil sie selbst zu faul sind, nachzudenken“, sinniert Neil Hannon, der Alleinherrscher über die göttliche Komödie. Ihm selbst scheint es völlig egal zu sein, was seine Mitmenschen von ihm halten. Der 26jährige aus Londonderry denkt lieber über sich, seine Gefühle und die Welt nach; allein im stillen Kämmerlein, um danach seine Eingebungen auf Platte zu bannen. So geschehen auf der gut 50-minütigen Reise rund um das Thema ‚Casanova‘. Und wieviel ist dann auf ‚Casanova‘ autobiografisch, fragt man sich mit dem nötigen Zynismus, um Herrn Hannon mal aus der Reserve zu locken? „Nun“, gibt er lächelnd und wissend zu verstehen, „wenn jeder Mann ehrlich zu sich selbst ist, träumt er ab und zu davon, ein Casanova zu sein. Im wahren Leben bin ich alles andere als das, auch wenn mir meine aufstrebende Popularität in dieser Richtung unerwartete Türen aufstößt!“ Tja, dann hat der Multiinstrumentalist in den letzten Jahren wohl eher enthaltsam sein Leben gefristet, denn The Divine Comedy war alles andere als erfolgreich. „Dem kann ich nur zustimmen. Schlimmer war die Lage, als wir 1992 noch eine Band waren. Der blanke Horror. Der Rest hat mich dann einfach feige sitzen lassen. Ich war am Boden, der Abgrund tat sich auf“, drückt der in London lebende Neil kurz auf die Tränendrüse, um postwendend seine Welt wieder zurecht zu rücken. „Mein Gott, war ich froh, endlich das Sagen zu haben. Ich schrieb nämlich jeden Ton und später stritten wir um die Songcredits.“ Das hat ein Ende und so stellt er zufrieden fest, daß es in seinem Einmann-Unternehmen keinen Zoff mehr gibt. Und der Erfolg gibt ihm recht. Die Single ‚Something For The Weekend‘ schoß kurz nach Veröffentlichung in die Top 15 der britischen Charts. Das größte Problem von Hannon derzeit: „Ich fürchte, meine konservativen Eltern lassen mich Weihnachten nicht mehr in ihr Haus. Schließlich habe ich in ‚Through A Long And Sleepless Night zugegeben, daß ich manchmal Parfüm auflege und Frauenkleider trage. Das verzeihen sie mir nie“.