Neu auf Vinyl


Es war im Jahr 2005, also zwischen der Single „Flat Beat“ (1999) und der Electro-Rock-Explosion (2007) mit Justice und den anderen, als der spätere Ed-Banger-Künstler Mr. Oizo sein zweites Album „Moustache (Half A Scissor)“ (Brainfeeder/Rough Trade) veröffentlichte. Dass dessen Erstveröffentlichung auf Vinyl (1 000er Auflage auf 180-Gramm-Doppel-Vinyl plus MP3-Downloadcode) ausgerechnet auf Flying Lotus‘ Brainfeeder-Label erfolgt, ist einer historischen Logik geschuldet. Quentin Dupieux alias Mr. Oizo hatte mit diesem Album Jahre vor den Flying-Lotus-Meisterwerken Los Angeles und Cosmogramma Flying-Lotus-Musik produziert. Oizo schuf eine aus allen möglichen Quellen gespeiste, dekonstruierte und neu collagierte Weirdo-Elektronik, deren korrekte historische Einordnung erst Dank Flying Lotus möglich wurde. Mit der Niedlichkeit von „Flat Beat“, dem Minimal-House-Track mit der niedlichen Puppe Flat Eric im dazugehörigen Video, der in zahlreichen europäischen Ländern Nummer 1 der Single-Charts wurde, hat das natürlich nichts zu tun.

Anfang der 1990er hatte sich der Alternative Folk’n’Country von der Nischenmusik für Vollchecker, denen der „Grunge“ zu öde war, zu einer Art Sub-Mainstream entwickelt. Vielleicht das schönste Album des Genres in den Neunzigern, auf jeden Fall das beste im Katalog ihrer Schöpfer war Hollywood Town Hall (Music On Vinyl/Cargo) von The Jayhawks. Es wird jetzt von den rührigen holländischen Spezialisten von Music On Vinyl wiederveröffentlicht, womit wahrscheinlich zunächst einmal die Secondhand-Preise gründlich verdorben werden. Für gebrauchte Originale des Albums verlangen Gebrauchthändler schon mal um die 50 Euro. Das Album erschien 1992, zu einer Zeit, als Americana noch nicht Americana genannt wurde und zweieinhalb okaye Songs (aus 17) noch nicht als gute Platte galten. The Jayhawks aus Minneapolis um die beiden Sänger und Gitarristen Mark Olson und Gary Louris wollten sich auf dem Album mit nicht weniger als zehn hervorragenden Songs zufrieden geben. „Waiting For The Sun“, „Wichita“, „Nevada, California“ und wie sie alle heißen, die unsterblichen Melodien zwischen Folk und Fuzzgitarre.

In mehrerlei Hinsicht ist dieses – man kann es nicht anders nennen – Paket bemerkenswert. Scientist Launches Dubstep Into Outer Space (Tectonic/Cargo) ist der Titel von zwei Mehrfach-LPs. Die eine – Unterscheidungsmerkmal: der Untertitel Original Dubstep Mixes – enthält auf vier 180-Gramm-LPs zwölf bisher unveröffentlichte Dubstep-Tracks von Produzenten wie Mala (Digital Mystikz), Kode 9 & The Spaceape, King Midas Sound, Shackleton, Emika und Jack Sparrow. Die andere hat auf zwei LPs die Remixe dieser Tracks vom legendären jamaikanischen Dubproduzenten und King-Tubby-Schüler Scientist (aka Hopeton Brown). Dieser Versuch, den Dubstep durch die Hintertür auf seine Wurzeln zurückzuführen, ist aller Ehren wert. Einerseits ist Scientists Herangehensweise bei den Remixes oldschool: mehr Dub als Step, mehr Echo, mehr Weirdo-Outer-Space-Effekte. Auf der anderen Seite ergeben sich aus dieser von keinerlei Hipness-Ambitonen getrübten Sichtweise neue Möglichkeiten für die Zukunft des Genres. Scientist öffnet die Klangräume. Wie er mit den Zwischentönen der Originale umgeht, das hat Klasse.

Weitere Neuerscheinungen:

Anajo – Drei

Adele – 21

Asobi Seksu – Flourescence

Bambi Kino – Bambi Kino

Beady Eye – Different Gear, Still Speeding (2 LPs)

Bright Eyes – The People’s Key

Anna Calvi – Anna Calvi

Clinic – Bubblegum (12″)

Cold War Kids – Mine Is Yours

Bart Davenport – Searching For Bart Davenport

Deerhoof – Deerhoof Vs Evil

Esben And The Witch – Violet Cries

Fujiya & Miyagi – Ventriloquizzing

Ginga – They Should Have Told Us (2 LPs)

The Go! Team – Rolling Blackouts

Hercules & Love Affair – Blue Songs

Iron & Wine – Kiss Each Other Clean

Joan As Policewoman – The Deep Field (2 LPs)

Lykke Li – Wounded Rhymes

Long Distance Calling – Long Distance Calling

The Low Anthem – Smart Flesh

Manic Street Preachers –

Everything Must Go

Mogwai – Hardcore Will Never Die, But You Will

Sea Of Bees – Songs For The Ravens

Gil Scott-Heron & Jamie XX – We’re New Here (2 LPs)

Those Dancing Days – Daydreams & Nightmares