Neue Fieberschübe für die Nacht


Wo waren sie nur so lange?! Hey, wir wollen tanzen! Doch keine Angst, das ist so ziemlich das Letzte, was The Rapture aus dem Blick verlieren könnten.

New York, New York, alle reden immer von New York. Selbst in Zeiten, in denen das britische Empire fast überläuft mit interessanten neuen Bands – wie 2005. New York bleibt ewig ein Thema im Rock. Man redet über die Strokes, Yeah Yeah Yeahs und hoffentlich bald wieder über Interpol. Der Name The Rapture fällt hingegen seltener. Dabei hat dieses Quartett mit dem Song „House Of Jealous Lovers“ auch schon einen einprägsamen Eindruck hinterlassen. Mit hysterischem Gesang und abgehacktem Gitarrenspiel auf der einen, rhythmisch geschlagenen Kuhglocken und einem Basslauf mit eingebautem Turbo auf der anderen Seitebrachten sie Klubs zum Beben. Der Punkfunk, heute gerne auch Discopunk genannt, erlebte nicht zuletzt durch The Rapture seine Wiederauferstehung. Es folgte das Album echoes, das trotz DFA-Produktion das Niveau von „Jealous Lovers“ nicht durchweg halten konnte- und dann längere Zeit Funkstille. Gerüchte kamen auf. Hatten The Rapture zu viel gefeiert? Hatte sie der Erfolg blockiert, wie so manche andere Band vor ihnen?

Beim Interview in Berlin nimmt Bassist und Sänger Mattie Safer amüsiert zur Kenntnis, was wir uns in der Außenansicht so über die Band und ihr Wegbleiben zusammengereimt haben: „Die Geschichte vom Künstler als vom eigenen Erfolg gestraftes Wesen halte ich für ein Klischee. Sicher gibt es Dinge, die störend sind, wenn die ganze Welt plötzlich etwas von dir will. Aber gegen was will man das denn eintauschen? Gegen ein Leben, in dem sich niemand um dich kümmert? Wenn ich eine Platte veröffentliche, muss ich zu bestimmten Dingen bereitsein. Ich kann es nicht leiden, wenn sich Bands wie Radioheadin irgendwelchen Titelgeschichten über ihren Erfolg ausheulen. Wenn es ihnen zu anstrengend ist, sollen sie von vornherein keine Interviews geben. Und am besten gleich aufhören, Musik zu machen.“

Etwas in Sorge musste man aber schon sein. Immerhin dauerte es drei Jahre, bis The Rapture mit pieces of the people we love herausrückten. Mattie Safer erklärt die Pause mit dem Wunsch nach Veränderung. Die enge Zusammenarbeit mit dem Produzententeam The DFA wurde beendet, fürs Erste zumindest. James Murphy von DFA war zuletzt ohnehin sehr mit seinem LCD Soundsystem beschäftigt. Zudem gab es atmosphärische Störungen: „Anfangs hatten wir ein enges Verhältnis. Dann standen wir plötzlich gleichzeitig im Rampenlicht, und es entwickelte sich ein kleiner Machtkampf Solche Probleme entstehen, wenn man mehrere Rollen gleichzeitig spielen will.“ Ähnlich wie früher bei Factory Records wollten Murphy und Tim Goldsworthy Produzenten, Labelchefs und Manager sein. „Das kann auf Dauer nicht funktionieren. Gerade das Management sollte eigenständig sein und dem Label gegenüber unabhängig auftreten. Mischt man zu viel zusammen, gibtes Interessenkonflikte.“ Inzwischen sei das Problem aber bereinigt. „Wir haben uns beieinander entschuldigt und sehen ein, dass man nur getrennt wachsen kann.“

Passende Ersatzleute für die Produktion des neuen Albums mussten sich The Rapture erst suchen. Fündig wurden sie in Europa, wo sie sich für eine Kombination aus Paul Epworth (Bloc Party, Futureheads u. a.) und Ewan Pearson (Technotüftler mit Wohnsitz Berlin/u, a. Remixer für Goldfrapp und Depeche Mode) entschieden. Um das Album abzurunden, traf sich die Band mit Brian Burton alias Danger Mouse in L.A., also mitdem angesagtesten Produzenten (Gorillaz, Gnarls Barkley, Dangerdoom usw.) dieser Tage. „Wir kannten ihn schon von DJ-Dates, bevor das Gorillaz-Album auf den Markt kam. Er beteiligte sich an zwei Songs. Das war für uns wie ein Kulturschock. Als Band ist man sich häufig unsicher, welcher Take am Ende der richtige ist. Man probiert ständig etwas aus. Bei ihm braucht man maximal zwei Takes. Er hat kleine Dinge verändert, hier eineStrophe weggenommen und da einen Soundhinzugefügt. Kleine Dinge, die dafür sorgen, dass auch deine kleine Schwester auf die Musik anspringt.“

Das Wird Sie gerne tun. Auch die übrige Damenwelt wird sich zum schwer groovenden Material des neuen Rapture-Albums im Samstagnachtrausch becircen lassen. Um es ganz klar zu sagen: Eine tanzbarere Scheibe hat es von einer Rockband kaum gegeben. „Wir haben ja mal als reine Krachmacher angefangen. Aber dann ist uns aufgefallen, dass Musik erst mit Einflüssen aus Disco, Funk oder House richtig in Schwung kommt. Dieses Mal haben wir das voll ausgereizt.“

www.therapturemusic.com