New Order: Can’t get them out of my head


New Order beeinflußten ganze Genres

Verehrer haben New Order nicht nur unter den Hörern, sondern auch reichlich und prominent im Kollegenkreis. Der nach eigenen Angaben größte Fan heißt Billy Corgan. Der ehemalige Smashing-Pumpkins-Chef nennt New Order nicht nur als größten Einfluß, sondern legte für seine Helden sogar das Zepter beiseite, um sie 2001 auf der „Get Ready“-Tour als Gastgitarrist zu begleiten. Für die Aufnahmen des Songs „Turn My Way“ auf dem zugehörigen Album steuerte er Gilarren- und Gesangsparts bei. Auch Kylie Minogue verneigte sich 2002 in ihrem Bastard-Pop-Mix „Can’t Get Blue Monday Out Of My Head“ (live bei den Brit Awards und auf der Single-B-Seite von „Love At First Sight“) tief vor New Order und erreichte – im kleinen Rahmen – einen ähnlichen Brückenschlag, wie ihn die Band einst selbst vollführt hatte: Charts-Publikum und Underground wippten zum gleichen Rhythmus. Das Prinzip tanzbarer Livemusik und New Orders charakteristischer Soundmix aus Synthesizern, dem Bass als Melodiegeber und Rhythmusgitarren beeinflusste jedoch nicht nur Einzelkünstler, sondern ganze Musikszenen. Falls sich noch jemand an Republica erinnern sollte: Die Fußstapfen, in die sie Mitte der 90er traten, waren die der Pioniere aus Manchester. Auch die leider in Vergessenheit geratenen australischen Indieheads Frente! haben ihre Lektion gelernt – nicht nur beim „Bizarre Love Triangle“-Covern. Das DFA-Label/-Produzententeam James Murphy und Tim Goldsworthy mit Bands wie The Rapture und LCD Soundsystem, die unter anderem durch stringent-melodische Baßläufe Clubatmosphäre und Live-Konzert ebenso tanzbar miteinander verbinden, wären ohne die von New Order geleistete Vorarbeit heute wahrscheinlich ebenso wenig denkbar wie andere New Yorker Künstler á la Radio 4 und Interpol (deren Sänger Paul Banks stimmlich zugegebenermaßen eher an Ian Curtis erinnert). Auch die schwedischen Neo-Shoegazer The Radio Dept., die ihren kühlen Synthie-Sound fast trotzig als Gegenentwurf zum omnipräsenten Schwedenrock präsentieren, und die brillant klinischen Schweißtreiber The Faint aus Omaha werden den großen Einfluß New Orders kaum abstreiten können. Auch Bloc Party nennen die Band als wichtige „Informationsquelle“, und The Killers benannten sich sogar nach der fiktiven Band aus dem Video zu „Crystal“ – als Statement: „Eine Hommage an unsere Helden“ 808 State haben mit New Order nicht nur die Heimatstadt Manchester gemein, sondern teilen auch ihre Vorliebe für Synthesizer-Spielereien. Das ist wenig verwunderlich, denn Bassist Graham Massey war Mitglied der Biting Tongues, die in den 80ern eher erfolglos Joy Division nacheiferten. Die sympathischen Young Marble Giants zollten New Order mit einer zauberhaften Coverversion (einmal mehr „Bizarre Love Triangle“) derart überzeugend Tribut, dass Peter Hook höchstpersönlich auf einem späteren Album der Band aus Cardiff zum Baß griff. Diese Liste könnte mit The Postal Service, Stars, Turner, Commercial Breakup etc. noch ewig weitergeführt werden. Aber irgendwann muss auch mal gut sein, denn sonst landet man zwangsläufig bei Coververbrechen wie dem der unsäglichen Orgy, die „Blue Monday“ im Jahr 1998 gründlich mißverstanden.