NO COAST
The Promise Ring, Texas Is The Reason, American Football – die Liste der Bands, die Ende der 90er-Jahre die Fahne des Emo hoch hielten und sich innerhalb der letzten zwei Jahre wieder zusammengerottet haben, ist schon bemerkenswert. Ihre Mitstreiter, die 1993 in Champaign, Illinois, gegründeten und 1999 aufgelösten Braid, hatten bereits 2011 eine neue, gute EP namens „Closer To Closed“ veröffentlicht, spielten ihr umjubeltes 600. Konzert und legen jetzt mit ihrem ersten Album seit dem Genre-Meilenstein FRAME &CANVAS von 1998 nach. NO COAST erscheint beim US-Label Topshelf, ein Indie-Label, das dank Releases von großartigen Bands wie Nai Harvest synonym mit dem Emo-Revival der vergangenen Jahre geworden ist. Braid klingen 2014 immer noch erfrischend roh: die winkligen Gitarrenriffs reiben sich aneinander, die Rhythmusgruppe exekutiert die zahlreichen Tempo-und Dynamikwechsel innerhalb der Songs zwar punktgenau, behält aber eine gewisse Lockerheit bei. Eine Problemzone ist der Gesang. Den teilen sich Bob Nanna und Chris Broach mittlerweile, was zur Folge hat, dass Braid jetzt nicht mehr nur einen Sänger haben, der nicht singen kann, sondern zwei. Das nasale Jaulen Nannas war früher charmant, mittlerweile klingt es leider eher amateurhaft. Broachs dünnes Stimmchen ist ebenfalls schlecht gealtert, was die guten Songs – der zackige Opener „Bang“, die schwermütige, fast schon Post-Rock-ige Ballade „This Is Not A Revolution“ – verkraften, die schwächeren Tracks in der Albummitte, wie „Put Some Wings On That Kid“ und das wohl etwas zu optimistisch betitelte „Pre Evergreen“, aber etwas über den Rand des Banalen in den Abgrund der Irritation hieven. Schade – eine weitere gute EP wäre hier durchaus drin und vor allem mit Rücksicht auf den grundsoliden Katalog der Band ratsamer gewesen. ***