O2 WORLD, BERLIN
Dass sich die Hallenkonzerte der ganz Großen nicht mehr als musikalischer Unterhaltungsabend, sondern als allumfassende Komplettshow verstehen, dürfte nichts Neues sein. Dass der eigentliche Anreiz für viele Besucher, nämlich die Musik, so sehr in den Hintergrund gerät wie bei Rihannas aktueller „Diamonds“-Tour, ist indes selten. Manchmal ist das etwa schade, weil man eines nicht vergessen sollte: Rihanna hat in den vergangenen Jahren mit Songs wie „Umbrella“,“Rude Boy“,“S&M“ oder „Only Girl (In The World)“ viel zum Gesamtbild kontemporärer Popmusik beigetragen. „Umbrella“ verholzt sie leider in einer Liquido-artigen Gitarrenrock-Version – immerhin ist ihr Bandleader Nuno Bettencourt, der seinerzeit bei Extreme herumdengelte -, andere Stücke spielt sie nur an oder verpackt sie in Medleys. Seit wann kommen eigentlich Medleys wieder so massiv zurück, standen die nicht Anfang der 90er-Jahre schon auf der Roten Liste? Auf jeden Fall spielt Rihanna welche, dazwischen zieht sie sich sieben Mal um, wobei der Garderobenständer hinter der Bühne eine reichhaltige Auswahl an Stiefeln, aber keinerlei Hosen bevorratet. Rihanna steht da also ohne Hosen, aber mit Stiefeln, die ihr bis an die Brüste reichen. Auf den Leinwänden sieht man eine Kapelle, einen Säulengang, eine antike Statue, Büsten, die zu Staub zerfallen, Kanten gebrochenen Marmors, eine Zunge, die jene Kanten leckt, Kronleuchter, die Sonne, später ihr Mugshot (klar, Good Girl Gone Bad), noch später die US-Flagge, das Gefahrenzeichen für Atommüll, Trucks, Motorräder und Autobahnen. Irgendwann ist zwischen all dem Klimbim sogar Platz für echte Pyrotechnik. Heiß!