Obwohl sie dem Blues wie auch dem Rock nahestehen, gelten Gomez gern als Erfinder eines eigenen Sounds
Bananen sind es. Bananen müssen es einfach sein. Für Tom Gray jedenfalls, Sänger und Songwriter der englischen Band Gomez, geht anscheinend nichts über Bananen. Zwei hat er schon intus – und das, obwohl die Obstschale mit Vitaminen recht variantenreich bestückt ist: Weintrauben, Nektarinen, Pfirsiche, Apfel, Kiwis. Aber nichts da. Mittlerweile klebt Banane Nummer drei irgendwie in der Speiseröhre, Tom verschluckt sich, hustet dann ordentlich ab, grinst und kann endlich antworten: „Daß der Gesang bei uns oft mit Pearl Jam verglichen wird, geht schon okay. Aber man muß bedenken, daß bei uns drei Leute singen. Wir teilen uns die Vocals. Das Popbiz ist ja auch so noch anstrengend genug.“ Was zweifellos richtig ist. Und nichts als die volle Wahrheit ist es auch, daß Tom ohne Bananen viel befreiter spricht und launig weiter analysiert: „Wie Eddie Vedder singt nur Ben. Als Ben jung war, hat er halt Pearl Jam gehört. Vielleicht klingt er deshalb wie Eddie – obwohl ich finde, daß er einfach eine großartige Folkstimme hat. Aber Vergleiche sind immer erlaubt. Du kannst Joe Cocker mit Nick Drake vergleichen oder uns mit Peter Frampton.“ Bei einem Vergleich hört der Spaß dann allerdings doch auf: Komm Gomez nie mit damit, daß ihr Sound möglicherweise etwas mit modern zusammengebasteltem und auf zeitgemäß getrimmtem Bluesrock zu tun haben könnte. Für ihr Debütalbum „Bring It On“ konnten sie 1998 zwar diverse Preise einheimsen, und eine der zahlreichen Lobreden hielt überhaupt nicht zufällig Bluesveteran John Lee Hooker. Trotzdem: Bei Bluesrock läßt Tom Bananen Bananen sein, beugt sich statt dessen über die Obstschüssel und sagt drei ganz entscheidende Worte: „Oh no, no.“ Einen eklektischen Ansatz, auf den eigene Ideen aufgepfropft werden, läßt der Musiker bei „Liquid Skin , der neuen Platte, schon eher gelten: „Es ist ein hörenswertes Chaos, das durch die Phantasie und die Inspiration in unseren Köpfen entstanden ist. Du kannst dich auch von einer Banane inspirieren lassen. Es kann sehr interessant sein, ihre Form zu studieren.“ Was prinzipiell stimmen mag, vor Ort aber nicht mehr möglich ist. Die Bananenbilanz: alle weg. Sei’s drum: Das mit der Freidenker-Geisteshaltung in bezug auf alle möglichen Inspirationsquellen kann man Gomez dennoch getrost abnehmen: „Auf den Albumtitel ‚Liquid Skin‘ sind wir während einer Amerika-Tour gekommen. Ein paar von uns hatten Hautprobleme an den Händen. Liquid Skin‘ ist so eine Art Tipp-Ex für die Finger. Du pinselst dir das Zeug aufrissige Hautstellen, und schon heilen sie wieder.“ Tom blickt in die Schüssel, aber die Bananen sind noch immer, was sie schon vor zehn Minuten waren: aufgegessen.