Ocean Colour Scene


Erst flop, jetzt top: Ocean Colour Scene haben die Härten des Showbiz kennengelernt

Ach, kann das Leben schon sein , muß sich Steve Cradock denken, während er am Morgen nach einem ausverkauften Londoner Konzert leicht bekifft und nur spärlich mit einer Puma-Turnhose bekleidet im Bett liegt. Seit mehreren Wochen rangiert das Album ‚Moseley Shoals‘ seiner Band Ocean Colour Scene in den englischen Top Ten, und seitdem ist das Tourleben von Gitarrist Steve und seinen drei Bandkollegen, Hauptsongschreiber und Sänger Simon Fowler, Damon Minchela (Bass) und Oscar Harrison (Schlagzeug) eine einzige Party. Wer will es ihnen verübeln? Schließlich ging es Ocean Colour Scene lange Zeit schlecht genug. Ein Wunder überhaupt, daß die Gruppe aus Birmingham heute noch existiert. Die Misere fing 1991; als der eben noch hysterisch gepushte Manchester-Hype, in dessen Verlauf sich Indie-Bands wie die Stone Roses oder die Happy Mondays erstmals von DJs dancefloortauglich remixen ließen, in den letzten Zügen lag. Ocean Colour Scene hatten in eben dieser Szene gerade mit ihren ersten Singles für Aufsehen gesorgt und waren dabei, ihr Debüt-Album aufzunehmen. Der Plattenfirma gefiel nun ganz und gar nicht, was sie da aus dem Studio zu hören bekam, also ließ sie die fertigen Songs wieder und wieder neu einspielen und abmischen. Als der Longplayer dann endlich draußen war, interessierten sich weder Käufer noch die mittlerweile völlig entnervte Band dafür, Ocean Colour Scene befanden sich im Rechtsstreit mit ihrer Plattenfirma. Alles sah danach aus, als sei das Schicksal der einst so hoffnungsvollen Band besiegelt – bis 1993 eines Tages Paul Weller bei Steve Cradock anrief, um ihn für sich als Gitarristen zu verpflichten. Cradock, nach eigener Aussage der weltgrößte Paul Weller-Fan (in seinem alten Kinderzimmer hängen immer noch Posters von Wellers Band The Jam), war von den Socken. Seitdem ging es mit Ocean Colour Scene stetig aufwärts: mit neugewonnenem Selbstbewußtsein und Übervater Weller als Mentor machte man sich an die Aufnahmen zu neuen Rocksongs, denen man die Einflüsse von OCSs Idolen wie den Stone Roses, Bob Marley und eben Paul Weller anhört. Eine neue Plattenfirma war bald gefunden, dem hochgelobten Album ‚Moseley Shoals‘, folgten ausverkaufte Tourneen mit Oasis (Noel Gallagher erklärte OCS gar zu seiner Lieblingsband). Steve Cradock: „Nach sieben Jahren in der Wildnis des Musikgeschäfts tut es mal ganz gut in einem anständigen Bett zu schlafen. Ich glaube, wir haben es uns verdient!“