Ocean Colour Scene, Berlin, Loft


Obwohl es Ocean Colour Scene in England längst zu beträchtlicher Popularität gebracht haben, reicht ihr Bekanntheitsgrad hierzulande nicht aus, um das Berliner Loft restlos zu füllen. Trotzdem, Punkt zehn ist es soweit: Die Band betritt die Bühne. Zuerst „You’ve Got It Bad“, dann ein nahtloser Übergang zu „The Circle“. Handwerklich fit, zimmert das Quartett schamlos schöne Songs. Wobei der Sound schon fast CD-Qualität erreicht und damit so gut ist wie die Stimmung im gesamten Club. Wäre er hier, hätte Paul Weller, der Ziehvater von Ocean Colour Scene, ganz sicher seine helle Freude. Ganz besonders natürlich beim Highlight des Auftritts. Der „Riverboat Song“ schlägt ein wie eine Granate. Das Publikum singt mit, johlt und tanzt im Dampf von freudig konsumiertem Hanf. In dieser Atmosphäre läßt sich leicht erahnen, warum Oasis-Lautsprecher Noel Galtagher sich öffentlich als Fan von Ocean Colour Scene outete und warum die Hype-Maschine der englischen Musikpresse auf vollen Touren läuft, wenn es um diese Band geht: Die britischen Boys da oben auf der Bühne haben’s ganz einfach drauf. Stilvoll verbeugen sie sich vor Rock-Ikonen wie Led Zeppelin oder den Small Faces, geschmackssicher greifen sie bei „The Day We Caught The Train“ in die Harmonienkiste der Fab Four aus Liverpool. Aus der Bewunderung für die alten Helden macht man bei Ocean Colour Scene denn auch keinen Hehl. So ließ Bassist Dämon unlängst verlauten, der Unterschied zwischen gestern und heute in der Popmusik bestehe darin, „daß die Leute damals wußten, wie man Musik macht.“