Osibisa – Willkommen daheim


Lange Zeit waren Osibisa von einer Umbesetzung in die nächste gefallen. Das hatte nicht nur bedenkliche Auswirkungen auf ihr Selbstbewußtsein, sondern auch auf ihre Popularität. Die Fröhlichkeit und Unbefangenheit ihrer Live-Konzerte gerieten gefährlich ins Wanken. Der Tiefgang ist jetzt wieder überwunden: Die Osibisa Formation arbeitet spontan wie in den besten Tagen. Die neue Losung heißt: "Back To Africa".

Der Stamm der Gruppe war trotz zahlloser Umbesetzungen all die Jahre über zusammengeblieben. Die vier Gründungsmitglieder Teddy Osei (Saxophon und Gesang), sein Bruder Mac Tontoh (Trompete und Xylophon), der Percussionist Sol Amarfio und der Gitarrist Wendell Richardson versuchten es immer wieder, neue Leute in ihr Konzept zu integrieren. Anfangs war es der exzentrische Bassist Spartacus R., heute steht an seiner Stelle Mike Odumosu. Der neue Drummer Kofi Ayivor sorgt zumindest für den optischen Fixpunkt, und Kiki Gyan hält sich mit seinen Keyboards mehr im Hintergrund. Zwischendurch war übrigens jeder Versuch, mit Nichtafrikanern zu arbeiten, gescheitert.

Die Krise ist überwunden

Osibisa zeigen sich nicht nur auf der Bühne wieder in Bestform. Ihr jüngstes Album „Welcome Home“ stellt eindeutig eine Kehrtwendung in Richtung der ersten beiden Platten dar, die echte Superseller waren. Danach hatten sie – durch innerbetrieblichen Trouble am kreativen Arbeiten gehindert – ihre Persönlichkeit als Afro-Rock-Pioniere aufgegeben, indem sie sich zu deutlich an Vorbildern wie Stevie Wonder oder Curtis Mayfield orientierten, anstatt die bewährten Criss-Cross-Rhythmen zu kultivieren. Selbst auf Konzertreisen durchs heimatliche Westafrika stellten sich ungeahnte Probleme und Mangelerscheinungen ein, obwohl dort Presse und andere Medien mit geballter Kraft hinter ihnen standen. Doch die Krise ist vorbei, die Jungs sind wieder fröhlich und liefern wieder ungezwungene Live-Auftritte wie in alten Tagen.

Der rettende Arm kam aus den USA

Der rettende Arm war aus den USA gekommen. Osibisa, die frustriert über ihren Mißerfolgen brüteten, bekamen den Auftrag, die Filmmusik für „Superfly TNT“ zu schreiben. Dankbar für jede Abwechslung, begannen sie auch sofort, an dem Soundtrack zu arbeiten, und damit manövrierten sie sich geschickt aus der endlos erscheinenden Talsohle heraus. Die Musik zu dem „Black Movie“-Streifen rückte Osibisa urplötzlich wieder ins Rampenlicht. Die afrikanischen Volksklänge waren wieder up to date und salonfähig – und vieles klingt tatsächlich wie die örtliche Hitparade von Ghana oder Mozambique. Aber die Fans konnten sich jetzt wirklich nicht mehr beschweren. Als „Welcome Home“ erschien, konnte man ein äußerst überraschtes „Willkommen daheim“ herausquetschen, bevor man sich zum wiederholten Male unter seine Kopfhörer begab, um zur Abwechslung mal wieder beim unbeschwerten Afro-Rock mitzuziehen.