Pet Shop Boys – Der Film
Für ein Video zuviel Dialog, für einen Film zuviel Musik: Mit schönen Bildern und surrealem Blabla gehen die Pet Shop Boys an die Zweitauswertung ihrer Hits.
So ungefähr kann es sich abgespielt haben: Bei der Plattenfirma EMI in London wird eine Krisensitzung einberufen. Ein Hit nach dem anderen gelingt den hauseigenen Pet Shop Boys, längst wäre eine Tour fällig. Live-Shows aber sind nicht die Sache des Ex-Journalisten Neil Tennant und seines Partners Chris Löwe, der seinen großen Auftritt im Studio hat.
Die nächstbeste Lösung: Ein Film. Auch auf dieser Schiene läßt sich am Namen Pet Shop Boys bauen. So erreicht man späterden Video-Markt und noch später die Fernseh-Auswertung. Prima.
Wir nehmen also die größten Pet Shop-Hits, heuern einen Regisseur (Jack Bond) an, der sich durch Filme über OrwelL Dali und Herzog einen Namen gemacht hat und geben ihm einen Kameramann (Simon Archer) zur Hand, der nach unzähligen Musikvideos schon lange mal großes Kino machen wollte.
„Hall, hall“, ein Zwischenruf, „daß es bloß kein 90-Minulen-Clip wird wie etwa Mick Jaggers .She’s The Boss‘. Das haben wir nun oft genug erlebt, daß sowas nick läuft. Eine Story muß rein!“
„Eine Story zwischen unseren Songs?“, kommt der Einwurf von Pet Shop-Kopf Neil Tennant. „sowas kann doch nur aufgesetzt und bemüht und peinlich werden wie Mnder The Cherry Moori von Prince. Da müssen wir eine andere Lösung finden, vielleicht mal was tanz Neues probieren.“
„It Couldn’t Happen Here“ lautet der Originaltitel des Kinofilms der Pet Shop Boys. What The Hell Did Happen Here? wäre treffender gewesen. Hits wie „West End Girls“, ,.Suburbia“, „What Have I Done To Deserve This?“, „It’s A Sin“ etc. sind aufgereiht in einem Road Movie ohne erkennbares Ziel. Tennant und Löwe begegnen sich als Schuljungs in Uniform, werden von einem blinden Priester aus einer Revue-Vorstellung geholt, tauchen wieder in ihrer Jetzt-Form auf, kaufen sich einen Oldtimer (den aus dem „Always On My Mind“-Video) und fahren durch die englische Provinz.
Unterwegs treffen die Boys lauter schräge Vögel, die wie die Besetzung für einen Monty Python-Film wirken und bedeutungsschwangere Dialoge sprechen. Im Schnellimbiß bestellen die Boys ein Gourmet-Menü (die einzigen Worte, die Löwe spricht), an der einsamen menschenleeren Uferpromenade radelt Tennant im schlecht sitzenden Smoking. Im Auto, zu Fuß auf nächtlicher Straße — bei all diesen Gelegenheiten laufen die Playbacks. Dazwischen Anleihen bei den Surrealisten, ein brennender Mann in Zeitlupe, zwei Männer in Zebramasken, und alles komponiert in wunderbaren Bildern.
„It Couldn’t Happen Here“ ist von Anfang bis Ende schön anzusehen und überzogen von einer trägen Melancholie. Auf Grundelemente von Kino-Unterhaltung wie Spannung oder Zusammenhänge wurde vollends verzichtet. Der Film ist ein neuer Versuch eines Pop-Acts, den offensichtlich meilenweiten Schritt vom Musikvideo zum Film zu machen. Es ist, als hätten die Pet Shop Boys zu jedem ihrer Songs ein neues Video gedreht. Pflichtprogramm für jeden Fan, der seine Sache ernst nimmt. Echte Cineasten hingegen müssen gähnen.