Peter Maffay Experience
Von Kollege zu Kollege: Heinz Rudolf Kunze würdigt das Phänomen Maffay in der deutschen Musiklandschaft.
Er ist seit vielen Jahren eine der herausragenden Erscheinungen der deutschen Musiklandschaft. Er kommt aus dem Osten und ist nicht gerade ein Hüne von Statur. Er hat enthusiasmierte Freunde und gehässige Feinde. Seine Musik geriet im Lauf der Zeit immer mehr unter Dampf. Er steht einer exzellenten Band vor und ist einer der ganz wenigen im Lande, die wirklich singen können. Er hat ein markantes, unverwechselbares Gesicht, sieht bei öffentlichem Lachen immer leicht unglücklich aus und seine Texte werden zunehmend harscher. Aber genug über mich.
Peter Maffay ist ein Kollege – und diesen Ausdruck verwende ich durchaus nicht für jeden, dem von der Musikindustrie das hochtrabende und gleichzeitig längst entwertete Etikett „Künstler“ angeheftet wird. Ich habe ihn vor zehn Jahren kennengelernt, man trifft sich gelegentlich in Fernsehkantinen, hinter Festivalbühnen oder bei anderen öffentlichen Anlässen, und wir haben festgestellt, daß wir manche Probleme um uns herum ähnlich sehen; weltanschaulich haben wir keine Schwierigkeiten, an einem Strang zu ziehen. Zwei Hauptzüge schätze ich an Maffay besonders: Ehrgeiz, Fleiß und Hingabe an seine Arbeit – und seine offene, gerade Art, die, auch wenn das jetzt nach Illustriertenjargon klingt, Verletzlichkeiten nicht nur erkennen läßt, sondern zugibt. Klar, ein Kerl ist er dennoch, nicht gerade eine neudeutsche Softiequelle. Ich wünschte mir in seiner Arbeit eine Prise mehr Humor und Ironie, und ich frage mich, warum er, der als Person durchaus etwas zu sagen hat, als Interpret nicht öfter selbst zur Feder greift. Bin ich ein Fan von ihm? So weit würde ich nicht gehen, man muß auch diesseits amerikanischer Heuchelküßchengeberei etwas Nettes und Wahrhaftiges sagen können. Ein Kollege ist er. Ich respektiere ihn als Musiker und, soweit ich ihn kenne, als Mensch.