Phil Collins Big Band


HEFTIGE WINDE, UNGASTLICHE TEMPERATUREN UND dräuende Regenwolken über dem Open-Air-Areal – das alles kann den Phil Collins-Fan nicht abhalten. Kein Wunder, denn bei Kartenpreisen von bis zu 150 Mark trotzt man schon mal den Unbilden des Wetters. Der Gastgeber, neuerdings mit Nickelbrille, erscheint pünktlich und gibt eine Bedienungsanleitung für den Abend. Ja, mit der Big Band erfülle er sich einen langgehegten Herzenswunsch. Nein, er werde heute abend nicht singen, sondern nur Schlagzeug spielen. Und der Set bestehe aus Songs von seinen Soloalben, alten Genesis-Stücken und ein paar Standards. Er hoffe, daß es allen gutgehe und wünsche viel Spaß.

Keine Frage: Phil Collins ist der nette Superstar von nebenan, der Onkel Dittmeyer des gepflegten Mainstream. Spätestens mit „That’s All“ wird klar, wohin die Reise geht: auf keinen Fall in experimentelle Gefilde. Zwar werden sämtliche ohnehin ja nicht gerade sparsam arrangierte – Stücke aus dem Collins’schen Gesamtwerk noch mal aufgeblasen. Aber selbst in XXL und mit einer Andeutung von Swing bleiben die Melodien für Millionen stets identifizierbar. Daran kann auch keiner der 20 Mietmusiker etwas ändern. Zwar darf fast jeder aus der Big Band mal aufstehen, an seinem Instrument zum Solo ansetzen und wird auch hernach vom Chef artig vorgestellt. Dennoch: Nicht ein einziger Alleingang wirkt auch nur ansatzweise improvisiert, kein Ton ist zufällig. Wenn eine versammelte Musikerschar inklusive Phil Collins hinter seinem Bombast-Schlagzeug die eigene Virtuosität abfeiert und spektakulär fingerfertig ans Werk geht, ist das sicherlich schön. Vor allem aber ist es eins: schön langweilig. Übrigens, geregnet hat es dann doch nicht, und ein wenig soulful wurde das Ganze nur in Gestalt von Oleta Adams – die schenkte dem Publikum für sechs Songs ihre beseelte Stimme. Phil Collins und Big Band, das versprühte ansonsten den Charme eines Kurkonzerts. Da kam garantiert kein Herzschrittmacher aus dem Takt.