Portishead, New York, Roseland
HALLO, WO GEHT S HIER BITTE ZU MTV? IN DER MITTE des Raums eine Band mit Streichorchester und Bläsern, drumherum sitzt ein hippes Publikum, gefilmt von Dutzenden von Kameras, ausgeleuchtet in fast gleißendem Flutlicht-alles deutet auf eine Aufzeichnung für MTV Unplugged hin. Falsch geraten. Portishead stellen lediglich ihr neues Songmaterial live vor und wollen diesen historischen Moment auf Zelluloid bannen – man kann ja nie wissen, wozu sowas noch mal gut ist. Fast drei Jahre haben sich Ceoff Barrow und Beth Gibbons in ihr Bristoler Studio eingeschlossen, um am Nachfolgealbum zu ihrer 94er Sensation „Dummy“ zu arbeiten. Alles andere als eine leichte Aufgabe, schließlich machte diese Platte Portishead nicht nur auf einen Schlag bekannt, sondern darf sich gemeinsam mit Massive Attacks „Blue Lines“ auch den Titel des einflußreichsten Debüts der 90er Jahre teilen. Diese langsamen HipHop-Beats mit düsteren Samples aus Agentenfilmen und dieser betörenden Frauenstimme-sowas hatte man zuvor noch nicht gehört. Danach dafür umso öfter, in der Form von 1001 mehr oder weniger gelungenen Klonen, die von den Plattenfirmen ins Rennen um die schnelle Mark geschickt wurden.Trotz Filminszenierung haben Portishead an diesem Abend die Sympathien auf ihrer Seite. Geoff Barrow scratcht in harmonischer Eintracht mit Streichersätzen. Beth Gibbons stöhnt schmerzverzerrt über zerbrochene Herzen und das Backingtape liefert das obligatorische Vinylknacken. Neue Songs wie „All Mine“ und „Only You“ bestehen den Gänsehaut-Test mit Bravour-sie kommen noch unheimlicher daher als „Hits“ wie „Glory Box“ und „Sour Times“. Welcome back to Portishead. Demnächst hoffentlich auch in einem Theater ganz in Ihrer Nähe.