Profi-Popper
So einfach ist das also?! Man trägt die Baskenmütze falschherum, kreiert eine (leicht zu kopierende) Modemischung als Jeans-Flohmarkt und Smoking-Gala, erwähnt im Nebensatz den Maler-Papa und die Fotomodell-Mama und veröffentlicht ein nettes kleines Funk Pop-Liedchen wie „Down To Earth“. Im trendhungrigen England reicht das völlig, um aus vier Yuppies — Durchschnittsalter: 21, Bandname: Curiosity Killed The Cat, die nächste Teenager-Manie zu machen.
„Daß man uns als die kommenden Duron Duron bezeichnet hat, ist ein Witz“, findet der (von der Londoner Aids Aid Party übernächtigte) Sänger und Mützenträger Ben Volpeliere-Pierrot. „Andererseits sind da die ganzen Fans, all die jungen Mädchen…“ Und deren Entscheidung ist gefallen. Schon lange vor Veröffentlichung der Debüt-LP Keep Your Distance zeigte die Feuchte-Höschen-Politik Wirkung wie seinerzeit bei den Beatles, den Bay City Rollers oder KajaGooGoo. Sämtliche biografischen Daten der Band sind prima Futter für Jungmädchenträume: ein bißchen Privatschule im schicken Tennis-Städtchen Wimbledon, eine Prise Kellner auf Ibiza, eine gute Dosis Kunst, ein Hauch musikalische Prominenz mit Onkelchen George Harrison, der Ben in den pupsenden Verdauungsschlaf gesungen haben soll… „Was kann ich dafür, daß meine Eltern berühmte Freunde haften. Ich habe das nie an die große Glocke gehängt.“ Da erzählt Ben schon lieber von Pop-Papst Andy Warhol, der kurz vor seinem Tod das Video zur Cat-Nummer „Misfit“ drehte; von der griechischen Reederei, die das erste Demo finanzierte; von Sly & Robbie, mit denen sie als Produzenten nicht zurechtkamen; von den 14 Plattenfirmen, die hinter ihnen herwaren; von seinem Reggae-Fimmel und dem Kollegenlob bei der After-Aids-Fete. „Ich hätte nie gedacht, daß das so einfach ist.“