Queens Of The Stone Age


Als Stoner Rocker bezeichnet man gemeinhin Bands, denen von der unheiligen Dreieinigkeit aus Sex, Drogen und Rock’n’Roll besonders Punkt zwei wichtig ist. Die Queens Of The Stone Age fallen da geradezu mit der Tür ins Haus, eröffnet Frontmann Josh Homme Konzerte doch meist mit folgender Aufzählung: „Nicotine, Valium, Vicaden, Marijuana, Ecstasy and Alcohol“, um im Refrain noch ein „C-C-C-Cocaine“ nachzureichen – der Text von „Feel Cood Hit Of The Summer“ besteht aus einer apothekenhaften Auflistung von Rauschmitteln, die in dieser Form wohl auch Motörhead Lemmy Freude bereiten würde. Etwas kurz kommt vielleicht Punkt eins, also Sex – sieht man davon ab, dass Bassist Nick Oliven sich auf der Bühne nicht selten die Garderobe vom Leibe reißt und stolz seinen haarigen Lümmel schwingen lässt.

In puncto Rock’n’Roll bleiben dagegen keinerlei Wünsche offen. Als die Queens Of The Stone Age im Sommer zur Veröffentlichung ihres zweiten Albums „Rated R“ („Restricted“ ist in den USA die Kategorie bei Kinofilmen, die für Minderjährige elterliche Begleitung verlangt) in Berlin spielten, stand das Publikum im Club „Pfefferberg“ Kopf, und die Damen in der ersten Reihe schrien sich schon beim Anblick der Queens die Stimmen heiser. Die Rollen scheinen dabei klar verteilt. Gitarrist Homme macht den kühlen Kopf, starrt hochkonzentriert in die Ferne. Sein Gesicht zeigt keinerlei Gemütsregung. Nur wenn er raue Kracher wie „Lost Art Of Keeping A Secret“ (die neue Single) oder „Leg Of Lamb“ anstimmt, merkt man, wie stark er emotional doch involviert ist. Je länger der Gig andauert, desto mehr rückt Nick Oliveri, der zweite Teil der Queens-Doppelspitze, ins Zentrum des Geschehens. Mit jedem Kleidungsstück, dessen er sich entledigt, scheint er an Selbstvertrauen zu gewinnen, während Homme, dem die Freikörperkultur seines Partners eher peinlich zu sein scheint, sich immer weiter an den dunklen Bühnenrand zurückzieht.

Nick fühlt sich derweil in der Rolle der Rocksau merklich wohl, kreischt wie von der Tarantel gestochen sperrige Titel wie „Tension Head“ und „Autopilot“ und grinst diabolisch übers ganze Gesicht. Hinter dem kahlköpfigen Bassisten hockt Drummer Gene Trautmann und gibt seinem Schlagzeug Saures, während sich Tastenmann Dave Catching wie ein Schneemann in der Sonne aufzulösen scheint. In wahren Sturzbächen fließt der Schweiß an ihm herunter, bis er sich letztlich Kollege Oliveris Vorbild anschließt und fast nackt an seiner Orgel sitzt.

So locker die Queens den Dresscode handhaben, so konzentriert und tight gehen sie musikalisch ans Werk. Psychedelische Klänge werden mit derbem Garagenrock gemischt, eckige Rhythmen mit schrägen Gesängen verbunden. Immer mal wieder erinnern die hypnotischen Melodien an Hommes und Oliveris alte Band, die legendären Untergrund-Helden Kyuss. Doch die lautstarken Rufe nach Kyuss-Songs blieben an jenem Abend im „Pfefferberg“ unerhört – mit Songs einer für sie abgehakten Epoche wollen sich die Queens ungern abgeben. Kürzlich bot man Homme und Oliveri eine halbe Million Dollar für eine Kyuss-Reunion. Die beiden benötigten ganze drei Sekunden Bedenkzeit, um rundweg abzulehnen.

Etwas wird auf dieser Tournee allerdings sein wie in alten Zeiten:

Homme und Oliveri werden im Dezember mit Monster Magnet unterwegs sein, mit denen sie schon zu Kyuss-Zeiten durch Deutschland tourten, und wie damals werden sie (außer beim München-Gig) die Vorband geben – MM-Chef Dave Wyndorf und seine Mannen sind den Queens eben um die gewisse Charts-Nasenlänge voraus. Einst Platzhirsche auf der Stoner Rock-Wiese, haben sie sich mit den letzten beiden Alben „Powertrip“ und „God Says No“ an die Liga von Hardrock-Riesen wie Metallica und Aerosmith herangespielt. Zwar hat der einstige Parade-Drogenkopf Wyndorf mittlerweile den Rauschmitteln abgeschworen, womit man ein gemeinsames Hobby weniger hätte. Trotzdem aber dürfte die Reisegesellschaft ihren Spaß beim neuerlichen Deutschland-Trip haben.

Und man sollte sich auch nicht wundern, wenn sich im Publikum dieses Joint Venture neben Freunden gepflegter Rockmusik auch solche des diskreten Substanzenkonsums befinden. Erst letzthin, berichtet Oliveri, hätten die Queens in der Schweiz ein Konzert auf LSD gegeben. Die Band spielte ihr gesamtes Repertoire, doch das Publikum wollte sie nicht gehen lassen, also improvisierte man wie in alten Hippie-Tagen. Unterm Strich standen drei Stunden Musik was, weiß keiner mehr so genau. „Aber alle fanden es super“, freut sich Oliveri.

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