Quell ewiger Jugend
Mit Yellowcard und Fall Out Boy feiert eine neue Generation von Neo-Punkbands Erfolge-zumindest in den USA.
2006 wird Punk 30. Nach drei Jahrzehnten in denen viele Pioniere bereits verstorben sind – sollte man meinen, mit den berühmten drei Akkorden sei alles gesagt. Doch immer wieder wachsen auch in den USA junge Combos nach, die das bewährte Muster stricken. Den Vätern von ’76 folgten Green Day, Offspring und NOFX, nun sind deren kleine Brüder an der Reihe. Da wollen die großen Plattenfirmen nicht außen vor bleiben, sie zücken die Scheckbücher, werfen die Hype-Maschine an und frische Gesichter in die Vermarktungsschlacht. Letztes Jahr steigerten My Chemical Romance, Simple Plan und Good Charlotte die Umsätze. Jetzt rücken neue Kämpfer an die Konsumenten-Front – etwa Yellowcaid und Fall Out Boy. Ob Europa mitziehen wird, bleibt abzuwarten.
Bei der Entdeckung neuer Teenagerhelden können die US-Majors auf einen bestens organisierten Untergrund aus Indielabels, Webzines und Clubs zählen. Yellowcard und Fall Out Boy wurden von kleinen Firmen aufgebaut, beide nutzen das Internet als Draht zu den Fans. Yellowcards erstes Majoralbum OCEAN AVENUE (2003) verkaufte 2,5 Millionen Exemplare, für LIGHTSAND SOUNDS läuft der gesamte Apparat von Capitol/EMI auf Hochtouren. Um die angepeilte Top-Five-Position zu erreichen, müssen die fünf Bandmitglieder rund um die Uhr Interviews geben, Fernsehshows bespielen, massenweise Hände von Händlern und Fans schütteln.
Markenzeichen von Yellowcard sind eine Geige und Kritik am Präsidenten. Nachdem die Band auf dem Sampler Rock Against Bush Vol. 1 vertreten war, handelt auf LIGHTS AND SOUNDS der Titel „Two Weeks From Twenty“ vom Tod eines jungen Soldaten im Irak, für den die Band George W. Bush verantwortlich macht. „Die Kids rebellieren gegen das konservative Klima in den USA“, begründet Pete Wentz, Bassist von Fall Out Boy die Popularität des Punkrocks. „Außerdem hat Punk diese Do-It-Yourself-Kultur. Da kann jeder mitmachen.“ Für Wentz sind die US-Neo-Punks der 90er wichtiger als die britischen Urväter: „Früher hörten wir Lifetime, Green Day undDescendents. Erst durch sie entdeckten wir X, Sex Pistols und Blondie.“ Wentz schreibt die Texte des Vierers aus Chicago, kümmert sich um das bandeigene Indie-Label Fueled By Ramen – und steckt die Nase in Bücher. „Ich liebe Hemingway, JT LeRoy und einiges von Bukowski. Dramatische Autoren mit tollem Sprachrhythmus gefallen mir am besten.“ Ihr letztes Album From Under The Cork Tree hat inzwischen über eine Million verkauft, Tendenz steigend. Fans lieben den schwarzen Humor, Songtitel wie „I Slept With Someone In Fall Out Boy And All I Got Was This Stupid Song“ sind typisch. „Da geht’s um eine Frau“, grinst Wentz, „die fälschlicherweise behauptet, die neue Platte drehe sich nur um sie.“
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