Mit Crowdfunding zu Berlins erstem Luxusradweg unter der U-Bahnlinie U1
Die Idee ist simpel: Unter der U-Bahn-Linie 1 in Berlin soll bisher ungenutzter, brach liegender Raum zu einer Radbahn und einem Ort für Erholung und Kultur werden. Doch nicht alle sind restlos begeistert.
Es soll eine neun Kilometer lange Strecke, mitten durch Berlin und geschützt vor Regen sein. Ein Team aus acht – nach eigenen Angaben – Planern, Architekten, Mobilitätsforschern, Kulturmanagern und „Lobbyisten für eine lebenswertere Stadt“ möchten unter der Berliner U-Bahn-Strecke der Linie U1 eine Radbahn schaffen. Zum einen um den kaum genutzten Raum sinnvoller zu gestalten, zum anderen um ein Zeichen für die Mobilitätswende in Deutschland zu setzen.
Nun sammeln die Ideengeber, die den Verein „paper planes e.V.“ gegründet haben, mit Hilfe von Crowdfunding Geld, das aber nicht etwa in die Umsetzung der Strecke fließen, sondern zunächst den Druck eines 140-seitigen Magazins finanzieren soll, in dem die Idee, die Planung und Machbarkeit des Projekts geschildert wird. Offenbar hat das Team mit zahlreichen Experten zusammengearbeitet, um die Realisierung der U1-Radbahn zu prüfen. Dafür benötigen sie 17.000 Euro. Die Studie soll Politiker von der Machbarkeit und Sinnhaftigkeit der Radstrecke überzeugen.
Nach vier Tagen Crowdfunding haben die Initiatoren bisher etwa 8.500 Euro (Stand: 13. Juli 2017, 11:00 Uhr) sammeln können. Mit 30.000 Euro wäre die Arbeit des Teams, das bisher ehrenamtlich an dem Projekt sitzt, für drei weitere Monate gesichert. Sollten sie das Ziel von 40.000 Euro erreichen, wird es ein Radbahn-Fest geben, das die Berliner, die Verantwortlichen sowie die Politiker von der Idee überzeugen soll. Das Crowdfunding läuft noch etwa einen Monat lang.
Unter Berlins überiridischer U1 soll nicht nur eine Fahrbahn, sondern ein Erholungsgebiet entstehen
Radfahrer haben es nicht einfach in Berlin, heißt es in einem Video zum Projekt. Das mag stimmen, denn von Städten wie Kopenhagen, in denen ein Großteil der Einwohner mit dem Rad unterwegs ist und die Infrastruktur genau dafür ausgebaut wird, kann Berlin noch einiges lernen. Aber ob die Investition in eine schöne Radstrecke unter der U1 der richtige erste Schritt ist, um die Situation zu verbessern? Klar, das Gebiet soll nicht nur reine Fahrbahn, sondern auch ein „Erholungsgebiet“ werden – mit einem Strand an der Möckernbrücke, Sitzmöglichkeiten, Begrünung und Platz für Kunst und Kultur. Möglicherweise wäre es aber sinnvoller an anderen Stellen anzusetzen und zunächst die bestehenden Straßen mit Fahrradwegen auszustatten.Die Reaktionen auf das Projekt sind daher gemischter Natur. Während viele eine solche Aufwertung des Raumes unter der U-Bahn durchaus begrüßen würden, weißen andere darauf hin, dass die Instandhaltung hohe Kosten mit sich bringen würde und an der betreffenden Strecke bereits Radwege bestehen würden, wo es an anderen Stellen in Berlin genau daran mangele. Die Planer gehen auf die Kritik meist offen ein und möchten mit der Studie, die man übrigens ab 30 Euro Crowdfunding-Spende selbst in gedruckter Form erhält, die Skeptiker und natürlich vor allem die Politiker überzeugen.