Sex mit dem Weltempfänger: Rammsteins neues „Radio“-Video ist da – und eine satirische Geschichtsstunde
Frauen, die ihren Weltempfänger stillen, ihn liebkosen oder gar mit ihm masturbieren. Nonnen, die ihr Radio anbeten. Soldaten, die vor dem Messegebäude der Messe Berlin marschieren und tanzen, flankiert von EU-Flaggen.
Der Song selbst ist poppiger und provoziert weniger als die vorherige Single „Deutschland“, das Video zu „Radio“ ist ebenfalls kein fast zehnminütiger Kurzfilm geworden – „anstößig“ aber ist es allemal wieder geworden: 14 Stunden, nachdem Rammstein ihr zweites neues Musikvideo an diverse Häuserwände dieses Landes projizierten, feierte es um 11 Uhr CET Onlinepremiere.
Till Lindemann schwärmt in „Radio“ vom „Weltempfänger“ als Flucht aus der Welt („Ich lass mich in den Äther saugen, meine Ohren werden Augen“) und gleichzeitig als Verbindung zu ihr – und versetzt sich damit auch in eine Zeit und in ein Land, in dem es weder Internet noch Westfernsehen, dafür Zensur gab („Jedes Liedgut war verboten, So gefährlich fremde Noten“). Im Video zum Song sieht man einerseits die Band, wie sie das Lied im Funkhaus Berlin performt – mal moshend, mal, passend zu den Synthesizersounds, in disziplinierter Kraftwerk-Manier. Lindemann selbst ist als Clown geschminkt und benimmt sich auch so.
Andererseits sehen wir im „Radio“-Video Szenen von Frauen, die ihren Weltempfänger wie ihr eigenes Kind stillen, ihn liebkosen oder gar mit ihm masturbieren. Nonnen beten ihr Radio an, Soldaten marschieren und tanzen vor dem Messegebäude der Messe Berlin, flankiert von EU-Flaggen. An Symbolik und Deutungsvielfalt mangelt es Rammsteins neuem Video also erneut nicht.
„Radio“ ist nach „Deutschland“ die zweite Single aus Rammsteins neuem Album RAMMSTEIN, das am 17. Mai erscheint. Der Vorgänger LIEBE IST FÜR ALLE DA erschien 2009, also vor genau zehn Jahren.
Im Sommer gehen Rammstein auf europaweite Stadiontour. Die Konzerte sind ausverkauft, es soll aber weitere Shows geben.
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