Remy Shand: Ein weißer Kanadier hat die derzeit schwärzeste Stimme bei dem Soullabel Motown Records


Als große Plattenfirmen dem 21-jährigen Remy Shand 1999 „Artist Development Deals“ anboten, war der Kanadier beleidigt. „Ich wollte einen gescheiten Plattenvertrag, keinen ‚Entwicklungs-Deal‘. Ich fand, dass ich schon entwickelt war“, erklärt er telefonisch aus seiner Wohnung in Toronto und lacht. „Ich verkaufe doch nicht meine Seele, echt.“ Genau angehört hat sich Remy Shands Demo offenbar nur Kedar Massenburg, der neue Chef des legendären Soullabels Motown Records. Er nahm den jungen Multiinstjumentalisten unter Vertrag und gewährte ihm zwölf Monate, um im Alleingang ein Album fertig zu stellen, an dem Shand sowieso bereits drei Jahre lang gearbeitet hatte. Auch wenn das schwer Marvin-Gaye-, Al-Green- und Curtis-Mayfield-beeinflusste Debüt „The Way I Feel“ hervorragend zum Label passt- weißhäutige Musiker bleiben bei Motown eine Seltenheit. „Esgab schon eine Hand voll“, überlegt Shand, doch es will ihm lange nur die Boygroup 98° einfallen. „Ach… und hat nicht Bruce Willis eine Motown-Platte gemacht? Der Schauspieler? Hahaha!“ In der Tat. Doch Willis‘ „If It Don’t Kill You, It Just Makes You Stronger“ war lediglich ein launiges Nebenprojekt, während „The Way I Feel“ Ergebnis von Remy Shands Leidenschaft für Soul und Jazz ist, die in die früheste Kindheit zurückreicht. „Seit ich 13 bin, hab ich Songs geschrieben und oft überstunden zu den Miles-Davis-Fusion-Platten von meinem Vater improvisiert , erinnert er sich. „Ich war dadurch eigentlich immer alleine. Alle anderen in der Schule waren total auf dem Heavy Metal-Trip.“

Remy Shand – The Way I Feel, ab 3.6. (Motown/Universal)