Antilopen Gang

Aversion

JKP/Warner

Gelungener Deutschrap-Gegenentwurf zum hohlen und unpolitischen Spaßterrorismus von Deichkind und Konsorten.

Es ist zwar müßig, darüber zu spekulieren, wie das „Debütalbum“ dieser Düsseldorfer geklungen hätte, wenn sich Rapper und Bandmitglied NMZS im März 2013 nicht das Leben genommen hätte, doch der Einfluss dieses traurigen Todesfalls auf AVERSION ist trotzdem nicht zu unterschätzen.

Koljah, Danger Dan und Panik Panzer stellen auf ihrem ersten offiziellen Longplayer viele richtige Fragen und liefern mindestens ebenso viele treffende Antworten. Auch wenn das Trio in manchen Momenten ein wenig zu altklug rüberkommt, mindern diese kleinen Unschärfen keineswegs die außerordentliche Qualität der 16 Tracks. Denn die Gang schreckt nicht davor zurück, Säulenheilige wie Jan Delay und Deichkind direkt anzugehen und sie gekonnt vorzuführen. Sarkasmus und Ironie halten sich in Nummern wie „Der goldene Presslufthammer“ und  „Ikea­regal“ dabei schön die Waage und lassen trotzdem Raum für viele nachdenkliche Einwürfe.

Zu ganz großer Form läuft die Antilopen Gang immer dann auf, wenn sie sich mit den realen politischen Verwerfungen dieser Republik befasst. Ein Song wie „Beate Zschäpe hört U2“ bringt den alltäglichen Wahnsinn des grassierenden Rechtsextremismus und Antisemitismus auf den Punkt und nennt die konkreten Namen all der selbstverliebten Welterklärer und -verschwörer, ohne dabei die Moralkeule allzu sehr zu bemühen.

Musikalisch reißt das Trio zwar meist keine Bäume aus und setzt auch mal auf recht traditionelle punkige und rockige Töne, aber das positive Gesamtbild kann das nicht im Geringsten trüben. Und dass sie im Titel „Beton“ wirklich den unvergänglichen S.Y.P.H.-Klassiker „Zurück zum Beton“ aus dem Jahr 1979 ausführlich zitieren und damit auch seine Zeitlosigkeit unterstreichen, ist fast zu schön um wahr zu sein. Dafür gibt es noch mal ein paar dicke Extrapunkte.