Deradoorian
Find The Sun
Anti/Indigo (VÖ: 18.9.)
Die Kalifornierin feiert die Hybridität in ihren bisweilen jazzigen Psychpopsongs.
Als Mitglied von David Longstreth’ Dirty Projectors und Background- Sängerin für Brandon Flowers, Flying Lotus und sogar U2 hat Angel Deradoorian ihren Kosmos in der Vergangenheit reichlich in die verschiedenen Himmelsrichtungen gedehnt. Wenn sie Soloalben oder EPs aufnimmt, scheinen die Koordinaten für dieses eh schon weite Universum pausenlos zu verrutschen, Klänge zerfließen in Astralnebeln, die Stimme fährt in einen Kunstraum, der Bass macht hier und da nur plopp-plopp-plopp.
AmazonEs ist ein wenig so, als würde die Sängerin, Gitarristin und Bassistin sich in einen Spät-Hippie-Traum begeben, um ihre größten Einflüsse in Hybridform zu bündeln und zu feiern und manchmal auch wieder zu zersprengen. In den neun Minuten von „The Illuminator“ bewegt Deradoorian sich in Richtung eines Art Ensembles für Flöte und Beats, das wird mehr ein Tongedicht mit kleinen Worten. Der Siebenminüter „Saturnine Night“ kommt auf Rock’n’Roll-Beats angeflogen, ist aber im selben Moment ein zartes Gewebe aus mehreren Gesangsschichten und einer Andeutung von Bass.
Kanon, Mantra, Improvisation? Wo wir hier sind, wird sich in jedem Hördurchlauf neu entscheiden. Diese Ambiguität ist die große Stärke von FIND THE SUN. Deradoorian verleiht ihren Songs eine entscheidende Tiefe, sie greift hier und da arg weit, sie geht aber auch dahin, wo der Psychedelic-Rock der 1960er endete. Nur einmal, in den 136 Sekunden von „Waterlily“, verharrt Deradoorian in einem überschau-überhörbar balladesken Raum mit ihrer Akustik- Gitarre. Grace Slick (Jeff erson Airplane) wird dieses Album lieben.