Hooton Tennis Club
Big Box Of Chocolates
Heavenly/[PIAS] Coop/Rough Trade
Indie-Pop by numbers: Junge Engländer suchen ihre Eigenständigkeit, ein paar Hits finden sie bereits.
Gebraucht werden: en schrulliger Bandname, Singles mit Frauennamen, ein Wohlfühl-Albumtitel und eine Legende als Produzent. Diese heißt in diesem Fall Edwyn Collins, der Orange-Juice-Sänger hat sich nach seine Schlaganfall wieder aufgerappelt, betreibt in Schottland ein Studio und hilft dort der jungen Generation beim Finden einer eigenen Stimme.
In dieser Hinsicht hat der Hooton Tennis Club Unterstützung nötig: Die Engländer haben keinen super Sänger, kein sensationelles Gespür fürs Songwriting und sind auch nicht besonders mutig. Alte Indiehelden wie Hefner oder Urusei Yatsura hatten hier einfach mehr drauf. Aber zwischen ein paar höchst durchschnittlichen Gitarrenpopsongs gibt es immer wieder Momente, bei denen das Indieherz dann doch freudig aufhüpft.
„Sit Like Ravi“ ist eine ausgeruhte Meditation, offen bleibt, ob sie dem Sitar-Spieler oder dem spirituellen Lehrer Ravi Shankar gewidmet ist, wobei für letzteren spricht, dass es auf YouTube einen neun Minuten währenden Clip mit den Namen „Guruji Sri Sri Ravi Shankar sitting in Satsang“ zu sehen gibt.
Traditionell stark sind die Songs über Mädchen: „Katy-Anne Bellis“ handelt von einer Ex-Mitbewohnerin des Sängers, die eines Tages in Richtung Oberstadt zog, weil sie einfach zur falschen Zeit in die richtige WG kam. „Lauren, I’m In Love“ kommt als Beat-Schunkler daher, „Lazers Linda“ ist Powerpop für Pub-Puristen. Der Hooton Tennis Club kommt aus der Gegend von Liverpool, das wird hier besonders deutlich.