Melvins
Tres Cabrones
Ipecac/Soulfood
Zum 30-jährigen Jubiläum fräsen sich die Melvins durch metallischen Punk.
An Fantasie mangelte es den Melvins bei der Gestaltung ihrer Albencover nie. Diesmal besteht die eine Hälfte des Booklets aus einer Serie mit Bildern von komplett geschrotteten Autos. Die andere Hälfte zeigt Fotos von Ziegenbocken, der spanische Begriff dafür lautet „Cabrones“. Als Slangausdruck aber bedeutet es „Arschlöcher“, „Scheißkerle“ oder „Drecksäue“.
Aber auch „Kumpel“, und das trifft es wohl besser, denn die Besetzung der Melvins auf TRES CABRONES besteht aus drei Mitgliedern aus der Gründerzeit der US-Alternative-Doom-Experimental-Metaller: der unverzichtbare Sänger und Gitarrist Roger „King Buzzo“ Osborne, Drummer Dale Crover und sein 1984 ausgeschiedener Vorgänger Mike Dillard. Dessen kurzes Wirken wurde erst 2005 mit MANGLED DEMOS FROM 1983 dokumentiert. Es war ein atemloses und rohes Hardcore-Gebolze, das die Melvins damals veranstalteten.
Genau 30 Jahre später ziehen sie immer noch tiefe Metall-Furchen, nun jenseits der frühen Unfertigkeit und limitierten Variationsmöglichkeiten. TRES CABRONES ist ein teilweise brutales, aber auch kurioses Werk. Da mischt sich die vergnügte Gesangsnummer „Tie My Pecker To A Tree“ zwischen ein Doom-Monster („American Cow“) und das enervierende, rasante „Dogs And Cattle Prods“, das noch von den beiden Eröffnungsstücken „City Dump“ und dem Punk-Metal-Koloss „Dr. Mule“ überrannt wird.
Wenn einem das Trio überhaupt Zeit zum Atmen lässt, dann bei schrägen Nummern wie „99 Bottles Of Beer“ (die sich so anhört, als hätten die Melvins ebendiese getrunken), dem elektronisch-verschrobenen „I Told You I Was Crazy“ (das sich genauso anhört) oder der Gaga-Marsch-Nummer „You’re In The Army Now“. Davor, danach oder dazwischen befinden sich die Melvins im Geschwindigkeitsrausch, der keine Zweifel aufkommen lässt: Diese Band ist gewappnet für die nächsten zehn Jahre.