Tom Liwa
PRIMZAHLEN AUS BARDO
Bandcamp (VÖ: 21.7.)
Der Ausnahmetexter beschenkt uns mit psychedelischem Folk-Rock der unpeinlichen Sorte.
Tom Liwa ist ein großartiger Geschichtenerzähler. Seine Alben sind Flüsterbriefe. Immer wirken sie, als säße er neben einem auf einer Bank am See und käme ins Plaudern über das Leben, über Begegnungen und unser aller Vergänglichkeit. Man hört ihm so gerne zu. Im eigenen Haus aufgenommen, nimmt sich auch PRIMZAHLEN AUS DEM BARDO wieder die Zeit heraus, die sie braucht, um wirklich zu Ende reden, singen, spielen zu können.
Spokenword und, endlich mal wieder, unpeinliches Saxofonspiel
Mit sicherer Hand findet Liwa immer wieder Musiker:innen, die ihn bei seinen musikalischen Wurfsendungen unterstützen. Alles geht mittlerweile, auch 15-Minuten-Stücke. Sein zigstes Album (auch Liwa selbst kennt die genaue Anzahl nicht) lässt Protagonisten auf- und abtreten, bewegt sich textlich zwischen Erzählungen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und der Zukunft – und schwingt sich ein, im titelgebenden Bardo, dem Raum zwischen den Dingen. Das Ganze ist ein Reenactment des spirituellen Jazz der späten 60er-Jahre und fließt als kleiner, leiser Bach in ein Seepanorama am Abend hinein.
Sensationellerweise konnte Liwa die gefeierte Komponistin und Saxofonistin Luise Volkmann für sein Projekt gewinnen. Sie und ihre Improvisationen stehen ihm im wahrsten Sinne des Wortes zur Seite, nehmen Sätze und Ideen auf und spiegeln sie zurück. Spokenword und, endlich mal wieder, unpeinliches Saxofonspiel, laufen Hand in Hand über die Felder des Wendlands, wo Liwa mittlerweile zu Hause ist. So, wie David Sylvian einst mit BRILLIANT TREES bei sich selbst ankam, so schwingt sich Liwa heute ohne Hast auf das Einfach-nur-Leben-und-davon-Berichten ein. Anspieltipp: „Space Czechovs“.
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