Yo La Tengo
Fade
Matador/Beggars VÖ: 11.1.
Wer will ihnen das noch nachmachen? Das Hoboken-Trio hat nach beinahe 30 Jahren Bandgeschichte ein sanftes Pop-Meisterwerk aufgenommen.
Yo La Tengo haben schon wieder zugelegt. Man weiß gar nicht, wo Ira Kaplan, Georgia Hubley und James McNew diese Kräfte herholen, und das mit einer beinahe 30-jährigen Bandgeschichte im Rücken, die den meisten ihrer Zeitgenossen längst das Genick gebrochen hätte. Vielleicht liegt es daran, dass Yo La Tengo ihre Energien in einem behutsamen, oft sanften Aufeinanderzugehen neu finden und bündeln können. Der Abrieb, der bei der Arbeit mit den E-Gitarren entsteht, wird im Strudel der Chorgesänge freundlicherweise wieder aufgefangen, nachzuhören auf dem Eröffnungstrack „Ohm“. Alles bleibt im Fluss auf FADE, und damit schließt sich der Neuling des Hoboken-Trios an einige der besten Band-Alben an, I CAN HEAR THE HEART BEATING AS ONE (1997) oder POPULARSONGS (2009) etwa.
FADE könnte auch ein Best-of-Album quer durch die Bandhistorie sein, mit den schwebenden Indie-Pop-Songs „Well You Better“ und „Stupid Things“, einer Folk-Ballade à la Yo La Tengo („I’ll Be Around“) und ambienten Erkundungsgängen, die man früher einmal Soundscapes genannt hätte („Two Trains“). „Before We Run“ zum Finale des Albums ist das definitive Stück Orchesterpop, das uns in der Yo-La-Tengo-Sammlung noch gefehlt hat, mit Bläserarrangements, wie man sie von dieser Band dann so noch nicht gehört hatte – die musikalische Bebilderung eines uralten Songtitels von 1992: „Detouring America With Horns“. John McEntire (Tortoise, The Sea And Cake, The Red Krayola) hat FADE mit gehörigem Feinschliff produziert.
Story im aktuellen Heft s. 52