Richard Ashcroft
München, Georg-Elser-Halle
Die Wiedergeburt der schönsten Wangenknochen im Brit-Rock.
Blaues Licht, ein weiter, großer Ozean, und darin spiegeln sich kleine gelbe Lämpchen wie funkelnde Sterne. Kitsch? Kann sein. Aber genau die richtige Kulisse für den „neuen“ Richard Ashcroft, der, scheint’s, mit seiner Vergangenheit abgeschlossen hat und nicht mehr den schwarz gekleideten. Seelenpein-gebeugten Bewegungslegastheniker mimen will. Drugs & Depression don’t work anymore. Sehr löblich, und den Richard freut’s offensichtlich am meisten. Lächelnd tanzt er entspannt über die Bühne, unterstützt von einer sechsköpfigen Band und stimmungsvollem Zauberlicht, Discokugeln inklusive. „Love songs, soul songs and blue songs“ will er an diesem Abend spielen, aber damit nach dem Opener „Sonnet“ und „Nature Is The Law‘ vom aktuellen Album „Human Conditions‘ der Harmonie nicht zu viel wird, geht gleich einmal der Mikroständer zu Bruch und „Buy It In Bottles“ mit freundlichem Gruß an Liam Gallagher. „New York“ und „Check The Meaning“ grooven ordentlich, verblassen aber fast vor der fragilen Schönheit von „Lucky Man“ , „Brave New World“ und „The Drugs Don’t Work“ . Es kommt noch dicker: „I wanna thank you for feeling myself again“, bekennt der sonst so reservierte Brite und entschwindet flugs in die dunkle Sicherheit der Backstage-Area. Oha. Nach so viel Zuckerbrot muss folgerichtig die Peitsche ausgepackt werden, und ihr zum Opfer fällt „Bitter Sweet Symphony“, ohne Streicher, mit fettem Tritt in den Schmusearsch, hingerotzt, der Superhit, der Richard Ashcroft sichtlich zum Hals raushängt. Derart krasse Variationen haben aber durchaus ihren Reiz und lassen uns neugierig der Dinge und Wandlungen harren, die Herr Ashcroft für die Zukunft noch so auf Lager hat. www.richardashcroft.com