Cloud-Rap vom Ländle und Dream-Pop von einer Neurowissenschaftlerin – die Newcomer im September 2017
Kontrastreicher geht es nicht: Wir stellen Euch mit Rin und Madeline Kenney unsere zwei wichtigsten Newcomer des Septembers vor. Der eine ist der Joseph von Eichendorff des Cloud-Raps, die andere ist ein wahres Multitalent.
Rin
Man kann Rin lieben oder hassen, etwas dazwischen gibt es eigentlich nicht. Rin ist Anfang 20, lebt in einer 40.000 Einwohner Kleinstadt namens Bietigheim-Bissingen, irgendwo zwischen Stuttgart und Heilbronn, und macht eben Cloud-Rap. 2016 nahm er mit Yung Hurn die Hit-Single „Bianco“ auf und plötzlich war er ein gefragter Künstler im deutschsprachigen Hip-Hop. Dabei ist das, was Rin macht überhaupt nicht typisch Deutsch-Rap, ganz im Gegenteil. Er rappt über seine Brudis, mit denen er Zuhause abhängt, über Online-Shopping und natürlich die Liebe. Alles ganz ohne Bad-Boy- und Wer-Hat-hier-den-Größten-Getue.
Eigentlich ist Rins Musik Konservatismus verpackt in ganz viel Auto-Tune. Sein Debüt EROS erscheint am 1. September 2017. Bei der Arbeit zum Album zeigt sich Rin als wahrer Perfektionist, einfach alles musste stimmen: „Manchmal saß ich stundenlang da und habe den Dezibel-Regler um 0,2 nach oben, dann wieder um 0,1 nach unten verschoben. Jeder im Team dachte, ich bin wahnsinnig!“ Das denken wir nicht, ME-Redakteurin Jördis Hagemeier geht sogar so weit zu sagen, das Rin die moderne Romantik im Deutschrap etabliert. Und ein bisschen mehr Romance kann dem Genre ja nicht schaden.Klingt wie: Frank Ocean, Shindy, Joseph von Eichendorff
Erweitert dein Bewusstsein / Wird dir im Radio begegnen
Madeline Kenney
Eine Sache machen, das kann doch jeder. Die US-Amerikanerin Madeline Kenney ist vor allem eins: vielseitig. Wie jeder US-Teeanger braucht auch sie in der High-School ihre Szene. Kenney findet sie in der Straight-Edge-Kultur, also keine Drogen, Tabak oder Alkohol. Super-healthy also. Nach der Schule studiert sie erst einmal modernen Tanz, findet dann aber doch Neurowissenschaften viel spannender. Das macht sie auch fast bis zum Abschluss, doch dann rufen süßere Verlockungen: Sie geht nach Seattle, um ihr Hobby, das Backen, zu ihrem Job zu machen. Und nebenbei findet sie trotzdem noch Zeit für ihre Musik.
Wie das geht? Das bleibt wohl ihr Geheimnis. Kenneys Songs können sich aber hören lassen. Die Stücke auf ihrem Debütalbum NIGHT NIGHT AT FIRST LANDING verordnen sich irgendwo zwischen ätherischem Dream-Pop und rauem Indie-Rock. Eine spannende Mischung, die stark geprägt ist von Acts wie Yo La Tengo und Pavement. Und vielleicht klingt Kenneys Musik am besten bei einem Stück selbst gebackenem Kuchen.
Klingt wie: Japanese Breakfast, Pavement, Liz Phair, Car Seat Headrest
Bringt dich runter / Und mit Gitarre
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Mehr über Rin und Madeline Kenney erfahrt Ihr in der Musikexpress-Ausgabe 09/17.