Roxy Music: Viel Farbe


In 30 Jahren ließen Roxy Music es nicht an Glanz. Glamour und Geniestreichen mangeln

Eigentlich mehr ein Statement als eine Band: Roxy Music entstanden aus einem visionären Projekt der beiden Kunstschul-Absolventen Bryan Ferry und Graham Simpson, die nach einem schrillen Gegenpol zur Hippie- und Flowerpower-Bewegung der späten 60er gesucht hatten. Mit Saxofonist Andy Mackay, Elektro-Tüftler Brian Eno und dem Gitarristen Phil Manzanera steht dann 1971 ein Line-up, das Avantgarde mit Pop und Glamour mixt sowie gleichermaßen Stil und Dekadenz verkörpert – eine grelle Variante von T. Rex oder David Bowie. Und die erhält nicht nur einen Plattenvertrag, sondern veröffentlicht auch ein Debütalbum, das sich über die Jahre hinweg zum echten Klassiker mausert. Die Hitsingle „Virginia Plain“, übrigens nicht Bestandteil der ersten LP, erreicht Platz 4 der britischen Charts. Ein Triumph, der sich mit dem nächsten Album „For Your Pleasure“ fortsetzt. Doch wo kreative Köpfe walten, sind auch Spannungen im Spiel. Ferry und Eno haben derart unterschiedliche Ansichten zu Bühnenpräsenz und Studioarbeit (Eno experimentiert u.a. mit überklebten Tonköpfen, Tape-Loops und Delays),dass es schon im Sommer 1973 zur Trennung kommt. Eno macht alleine weiter, Roxy Music tendieren zu poppiger Eleganz. Aber bevor sie mit „Stranded“ ihr erstes Nummer-1-Album landen, versucht Ferry sich als Solist. Seine Cover-LP „These Foolish Things“ ist eine Hommage an Smokey Robinson, Bob Dylan und die Rolling Stones. Die Platte wird ein voller Erfolg, weshalb der Bergarbeitersohn fortan auf zwei Hochzeiten tanzt und bis 1976 alljährlich ein Solo- wie Gruppen-Album vorlegt. Mackay, Manzanera und ihr häufig wechselnder Stab an Mitmusikern (u.a. Chris Spedding und Eddie Jobson) ziehen nach, wodurch die Band sehr bald kreative Verschleißerscheinungen aufweist. 1976 legt die Gruppe eine Pause ein. Das Live-Album „Viva“ soll die Zeit bis zum nächsten Studioalbum überbrücken. Im März 1979 dann legen Ferry, Manzanera und Mackay ihr persönliches „Manifesto“ vor. Dem für Roxy-Music-Verhältnisse besonders zugänglichen Album folgen die Longplayer „Flesh And Blood“ (1980) und „Avalon“ (1982). Im Anschluss geht’s auf Tournee. Danach ist vorläufig Schluss. Ferry konzentriert sich auf seine Solokarriere („Boys And Girls“,“Bete Noire“), Manzanera wird zum gefragten Produzenten (Nico, Nina Hagen, Heroes Del Silencio) und Andy Mackay zum erfolgreichen Session-Musiker. Am Neujahrstag 2000 treffen sich die Roxys aus Anlass von Ferrys „As Time Goes By“-Tour. Langsam reift der Plan, es noch einmal gemeinsam zu versuchen. Die Tour nimmt Formen an.