Schmollecke


Einmal durfteer wegen Arbeitsüberlastung bei "Ragazzi" aussetzen. Jetzt aber gibt es kein Pardon mehr für Ingo Schmoll. Licht aus, Schmoll ab:

Lieber Leser des Schmollens für Fortgeschrittene. Zu Anfang möchte ich mich für die netten Reaktionen auf die erste Schmollecke im vorletzten Heft bedanken. Und da hätte ich auch gleich den ersten Grund für heule loszuschmollen, denn es ist doch wirklich zu grauenvoll, daß ich im letzten Heft nicht die Zeit zum Schmollen hatte. Das wäre gleich ein irres Thema, der .Zeitmangel“, ober Weihnachten nähert sich bedrohlich (die Weihnachls-Dekos in den Läden stehen ja bereits seit Ende Juli! Igilt!) und damit erlebt das .PloHen-in-die-Komera-bollen‘-Phänomen im Fernsehen wieder seinen Höhepunkt. Nun ja, auch ich preise ab und zu mal eine .runde Schwarze mit Loch“ an, aber es gibt eine Kleinigkeit, die mich Gottseidank zumindest von den Kollegen Toeoeoelke und Co. unterscheidet (nicht nur der Hoorschnitti). Diese Kleinigkeit sind DM 2- für, na? Richtig: .Den guten Zweck‘, Stichwort BENEFIZ.

Im Lexikon stehen zwei Übersetzungen für dieses Wort: 1. Wohltat. Daß ich nicht lache! Wohltat für wen? Ja natürlich eine Wohltat für Verlage, Plattenfirmen und den Handel, so wie bei allen anderen Platten auch, der Reibach für die wird sogar noch größer, denn wie heißt es doch so schön ,die Künstler vemchlen auf ihre Gage‘. Ich verstehe: ein Benefiz der Künstler für die arme Plattenindustrie. Die 2. Obersetzung (ür .Benefiz“ lautet (und damit kommen wir der Sache schon näher): Vergünstigung. Wer schon mal im Laden eine solche Benefiz-Platte gekauft hat, der müßte eigentlich festgestellt haben, daß die Platte nicht den normalen Preis hatte, sondern 3,— DM bis 4— DM teurer als sonst war. Das ist der größte Beschiß überhaupt, von wegen Vergünstigung. Der berühmte Spenden-Zwickel wird also vorsorglich auf den normalen Preis aufgeschlagen und dann meist nochmal ein bis zwei Mark Bearbeitungsgebühr für die Plattenfirmen.

Motto: Wer darauf reinfällt, ist selbst schuld! Um einigermaßen sicherzugehen, daß außer dem Spendenempfänger niemand sonst ein dickes fettes Geschäft macht, müssen wir auf den Tag X warten, an dem einer meiner Kollegen die erste echte Benefiz-Platte mit seinem dafür rausgekramten, dämlichen Benefiz-Grinsen in die Kamera hält. Eine Platte also, die genau soviel kostet wie die anderen und von deren Erlös dennoch ein paar Mäuse für den guten Zweck abgeführt werden. Ich fürchte, do können wir lange warten. Merke: Solange keiner dran verdient, gibt’s auch keine Benefiz-Platte. Mein Gegenvorschlag: Kauft Euch eine tolle andere Scheibe und spendet die Differenz des Preises zu einer Benefiz-Platte bar auf irgendeines von diesen Hilfskonten. Oder (wem das jetzt zu hoch war]: Kauft Euch keine Platte, hört Eure alten Scheiben und zohll die Kohle für die nicht gekaufte Platte voll ein. Zum Beispiel auf mein Konto. Frohe Ostern!